Dinxperwick swingt gegen den Trend

Friederike von Hagen von der FH Münster betreut die Service Community im deutsch-niederländischen Projekt KRAKE


Münster/Steinfurt/Suderwick (31. August 2018). Ein Duft von Poffertjes, Frikandeln und Kibbeling liegt in der Luft. Auf der Bühne singen und spielen die „Pluckermuzikanten“ mal niederländische, mal deutsche Volkslieder. Marktbesucher bepackt mit Blumen, Gemüse- oder Obsttüten vom Wochenmarkt in Dinxperlo oder Wochenendeinkäufer verweilen vor der Bühne, lauschen der Musik, treffen Bekannte, kommen ins Gespräch. Nur wenige hundert Meter entfernt, nachdem man über die gelben Grenzmarkierungen auf der Straße nach Deutschland gelaufen ist, rocken die „Foreign Affairs“ auf dem Marktplatz von Suderwick. Aus dem deutschen Suderwick und dem niederländischen Dinxperlo haben die Bürger „Dinxperwick“ gemacht. Ein guter Ort für Aktionen des deutsch-niederländischen Kooperationsprojekts „Krachtige Kernen/Starke Dörfer“, kurz KRAKE.

Unter dem Motto „Dinxperwick swingt“ boten elf Gruppen und Einzelmusiker aus der Region an verschiedenen Plätzen in Dinxperlo und Suderwick anlässlich des 60-jährigen Bestehens der EUREGIO einen ganzen Abend Gelegenheit zum Tanzen, Mitsingen und Zuhören. „Dieser Abend ist ein Ergebnis aus dem KRAKE-Projekt“, erklärte Friederike von Hagen vom Fachbereich Oecotrophologie – Facility Management der FH Münster. „Mit dem Projekt wollen wir die Attraktivität der Dörfer fördern.“

Denn kleine Dörfer und Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen: Junge Menschen wandern in die Städte ab, Geschäfte schließen, kulturelle Angebote nehmen ab – das Dorf verliert an Lebendigkeit. Fachkräfte, die die Versorgung sicherstellen, sind schwer zu finden. Und genau dort setzt das KRAKE-Projekt, dessen dreieinhalbjährige Laufzeit sich langsam seinem Abschluss nähert, an. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Bürger und Bürgerinnen: Gemeinsam mit ihnen haben Experten der FH Münster, Hochschule Arnheim und Nimwegen (HAN), Hochschule Rhein Waal (HRW), Handwerkskammer Münster und Kreishandwerkerschaft Borken Angebote entwickelt, die das dorfinterne Netzwerk stärken und auch in Zukunft tragfähig bleiben, mit dem Ziel die Lebensfähigkeit kleiner Orte zu erhalten und auszubauen.

„Die Idee für diesen Abend ist in einem Workshop entstanden. Meine Aufgabe ist es, Impulse zu geben und zuzuhören, was die Orte brauchen, um etwas zu verändern.“ Schon 13 Workshops, zu denen meist rund 25 Bürger aus beiden Ortsteilen kommen, hat Friederike von Hagen zusammen mit ihrem Kollegen Thomas Venhorst geleitet. So ist eine Versorgerliste zu Dienstleistungen und Geschäften entstanden, zweisprachig sowie online und print. Eine Art gernzüberschreitende und lokale Gelbe Seiten – „die Menschen wollten mehr über die Angebote von der jeweils anderen Seite der Grenze wissen“, erklärte von Hagen, Koordinatorin der Service Community im KRAKE-Projekt. Außerdem seien so auch der gemeinsame Facebook-Auftritt von Dinxperwick, die Ideen zu einer Krippenausstellung in beiden Orten sowie zu „Dinxperwick swingt“ entstanden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass hier die Bürger auch nach dem Projekt eigenständig gemeinsame Aktionen planen und weitermachen.“ Denn ihr Engagement sei ausgesprochen hoch, von der ersten Idee bis zum Musikfestival habe es zum Beispiel nur ein halbes Jahr gedauert.

Die ehrenamtliche Arbeit der Bewohner ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts. „Bereits rund 25.000 Stunden haben Bürgerinnen und Bürger auf beiden Seiten der Grenze in KRAKE investiert“, berichtet Projektmanager Rolf Laakmann von der TAFH Münster GmbH. „Das ist nicht nur ein Vertrauensbeweis für unsere Communities  – es zeigt auch, wie wichtig das Thema für die Region ist.“ Denn neben Suderwick und Dinxperlo sind rund weitere 50 Orte in das KRAKE-Projekt involviert. Alle Aktivitäten des Projekts sind in insgesamt sechs Themenfeldern, den „Communities“, gebündelt: Dort geht es zum Beispiel um bürgergetragene Pflegekonzepte, Mitfahrzentralen, die Nutzung von leerstehenden Gebäuden oder kinderfreundliche Angebote für junge Familien. Zwei dieser Communities sind auch im Münsterland aktiv: In der Service Community baut die FH Münster mit der Handwerkskammer Münster und der Kreishandwerkerschaft Borken Partnerschaften zwischen lokalen Unternehmen und ehrenamtlich tätigen Bürgern auf, um die Versorgungsstruktur vor Ort zu sichern: zum Beispiel im Handwerk, Einzelhandel oder in der Gesundheitsversorgung. Und in der „Healthy Lifestyle Community“ wollen Ernährungsexperten der FH Münster die Bürger für einen gesunden Lebensstil begeistern.


Zum Thema: Die Idee für diese Musikpremiere zum 60. Geburtstag der EUREGIO war im Rahmen des INTERREG-Projektes „Starke Dörfer – starke Kerne“ (KRAKE) entstanden. Das Projekt wird im Rahmen des INTERREG V A Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Provinz Gelderland kofinanziert. Es wird begleitet durch das Programmmanagement bei der Euregio Rhein-Waal. Die Projektleitung übernehmen die HAN und die TAFH Münster GmbH.


Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken