Wir haben mit der 27-Jährigen über ihr Studium, ihre Bachelorarbeit und die Auszeichnung mit dem DAAD-Preis gesprochen.
Waren Sie überrascht, als Sie von Ihrer Auszeichnung mit dem DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender erfahren haben?
Ja ziemlich! Am Tag meines Kolloquiums im Januar hat mich Prof. Barboza darüber informiert, dass sie mich für den Preis vorgeschlagen hat. Dass ich ihn nun tatsächlich bekommen habe, freut mich sehr und motiviert mich dazu, mich auch weiterhin ehrenamtlich für andere einzusetzen.
Warum haben Sie sich neben dem Studium so vielfältig engagiert?
Ich hatte schon von klein auf großes Interesse daran, anderen Menschen zu helfen. Daher habe ich mich auch für das Studium der Sozialen Arbeit entschieden. Nach einem Praxissemester in der Kinder- und Jugendhilfe und verschiedenen Praktika habe ich ehrenamtlich einige Projekte weiter fortgeführt. Zum Beispiel habe ich mit Kindern aus dem Frauenhaus Ausflüge unternommen. Außerdem habe ich Kochtreffen für geflüchtete Frauen organisiert, damit sie untereinander Kontakte knüpfen konnten. Ich wollte durch meine ehrenamtliche Arbeit auch neben dem Studium weiter praktische Erfahrungen sammeln.
Wie sind Sie auf das Thema Ihrer Bachelorarbeit gekommen?
Über den Kontakt zu afrikanischen Flüchtlingsfrauen habe ich erfahren, dass Genitalverstümmelung leider heutzutage - über 20 Jahre nach dem Erscheinen des Buchs "Wüstenblume" von Waris Dirie − immer noch ein aktuelles und weit verbreitetes Problem ist und aufgrund zunehmender Migration mittlerweile sogar in westeuropäischen Ländern praktiziert wird. Besonders erschüttert hat mich, dass offenbar auch unter Fachkräften nicht allgemein bekannt ist, dass die drohende Gefahr einer Genitalverstümmelung ein Asylgrund ist. Entsprechende Asylanträge werden oft abgelehnt und die Frauen in ihre Heimatländer abgeschoben. Ich selbst habe eine Betroffene zu Anwälten und Ämtern begleitet und dabei hautnah erlebt, mit welchen Hürden sie zu kämpfen hatte.
Für meine Arbeit habe ich Interviews mit drei Betroffenen geführt und wirklich schreckliche Erlebnisse gehört. Nun setze ich mich dafür ein, dass hier in Münster eine Beratungsstelle für afrikanische Frauen und ihre Töchter eingerichtet wird. Diese soll Aufklärungsarbeit leisten und dazu beitragen, möglichst viele Frauen und Mädchen vor dem illegalen Akt der Genitalverstümmelung zu bewahren.
Was planen Sie für die Zukunft?
Im Wintersemester möchte ich gern den Masterstudiengang Jugendhilfe aufnehmen - hoffentlich bekomme ich einen Studienplatz! Parallel dazu werde ich aber auch weiter in der Jugendhilfe arbeiten. Seit Februar betreue ich in einer Wohngruppe psychisch kranke Kinder und Jugendliche, das macht mir großen Spaß. Außerdem werde ich weiterhin die von mir gegründeten Hilfsinitiative United Afros unterstützen. Ziel ist es, daraus einen Verein zu machen, der hier lebende Menschen aus Afrika in finanzieller, sozialer und rechtlicher Hinsicht unterstützt und zukünftig auch Projekt in Afrika durchführt.
Irgendwann möchte ich auf jeden Fall nach Kamerun zurückkehren und mich auch dort für die Rechte von Frauen, Kindern und Jugendlichen einsetzen. Mein Traum ist es, eine eigene Wohngruppe für Jugendliche zu gründen.