Für die Auswertung der Interviews und eine kritische Reflektion des Forschungsprozesses kamen die drei zu weiteren Werkstatttreffen zusammen. Die Jugendlichen nicht zu überfordern und wissenschaftliche Methoden verständlich zu vermitteln, war für Bogorinsky genauso herausfordernd wie bereichernd: „Es gab einige Momente, in denen bei Emircan und Tabea Skepsis aufkam. Wir diskutierten daraufhin, wieso wir die Forschung eigentlich machen. Darüber zu sprechen, warum das Forschungsthema relevant ist, warum ich diesen Beteiligungsraum für die beiden herstelle und warum es wichtig ist, was die beiden denken, war total spannend.“
Die vollständige Auswertung und Interpretation der Interviews lag schließlich bei Bogorinsky. Ein wesentliches Ergebnis ihrer Untersuchung: Alle Jugendlichen, sowohl die Befragten als auch die Co-Forscher*innen, berichteten von Erfahrungen mit Rassismus, auch wenn sie in den meisten Fällen nicht selbst betroffen waren. Zudem wurde deutlich, dass die Kinder und Jugendlichen häufig unsicher sind, wie sie in Situationen reagieren können, in denen sie Rassismus wahrnehmen. Sie verorteten diese vor allem im Kontext der Institution Schule und äußerten überwiegend, dass sie in ihren Wohngruppen keinen Rassismus erlebt oder beobachtet hätten. „Insgesamt deuten die Interviews darauf hin, dass die Thematisierung von Rassismuserfahrungen im stationären Kontext eher eine Seltenheit als eine Selbstverständlichkeit ist. Die eigene Wohngruppe scheint kein Ort zu sein, an dem Kinder und Jugendliche ihre Erfahrungen oder auch ihre Unsicherheiten besprechen. Das zu verändern, sowohl Fachkräfte als auch junge Menschen für rassistische Strukturen zu sensibilisieren und ihre Kompetenzen im Umgang mit Rassismus zu stärken, wäre ein wichtiger Schritt“.
Das sieht auch Prof. Dr. Remigius Stork so, der die Abschlussarbeit betreut hat: „Ich habe die Arbeit von Ellen Bogorinsky für den Hochschulpreis vorgeschlagen, weil sie sich mit einem Thema auseinandersetzt, das in der Sozialen Arbeit oft tabuisiert wird. Das Besondere an Ellens Forschung ist, dass sie diese von Anfang bis Ende mit zwei jugendlichen Co-Forschenden durchgeführt hat. Es ist beeindruckend, wie Ellen diese beiden jungen Menschen qualifiziert und begleitet hat und dass am Ende Ergebnisse stehen, die nur aufgrund der Peer-to-Peer-Interviews zustande kommen konnten.“