Neuer Hochschulzertifikatskurs nimmt mentale Gesundheit in den Fokus
Woran erkennt man psychische Krisen? Wie kann man intervenieren? Und wie spricht man mit Betroffenen? Die Fachbereiche Gesundheit und Sozialwesen unserer Hochschule bilden gemeinsam interessierte Fachkräfte im Mental Health Coaching weiter.
Der neue Hochschulzertifikatskurs wird geleitet von Prof. Dr. Jennifer Schmidt (l.) und Prof. Dr. Laura Best (r.). Die Koordination übernimmt Ramona Geßler. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)
Anmeldungen sind ab sofort möglich. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)
Der Fachbereich Sozialwesen und der Fachbereich Gesundheit bilden gemeinsam Fachkräfte weiter.(Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)
Psychische Krisen und Belastungen können jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Lebenssituation. Dabei ist es besonders wichtig, schnell zu handeln, denn je eher eine psychische Belastung erkannt und Maßnahmen zur Intervention ergriffen werden, desto besser sind die Chancen, negative Entwicklungen zu verhindern. Mit der richtigen Unterstützung zur richtigen Zeit kann viel Leid vermieden werden. Doch leider fehlt den Betroffenen häufig der notwendige Beistand.
Um dem entgegenzuwirken, startet im Februar 2025 der neue Hochschulzertifikatskurs Mental Health Coaching an unserer Hochschule. Dieser befähigt Fachkräfte aus gesundheits- und sozialberuflichen Arbeitsfeldern dazu, niederschwellige Unterstützungsangebote im privaten und beruflichen Umfeld anzubieten und Betroffenen frühzeitig zu helfen.
Angestoßen wurde die Idee für die Weiterbildung durch den international verbreiteten Mental Health First Aid-Kurs, der Laien schult, Erste Hilfe in psychischen Krisen zu leisten und den auch unsere Hochschule angeboten hat. „Die Teilnehmer*innen des Kurses waren begeistert. Das Feedback hat uns gezeigt, dass weitere Veranstaltungen und Schulungen im Bereich mentale Gesundheit gewünscht sind“, berichtet Prof. Dr. Jennifer Schmidt vom Fachbereich Gesundheit, die gemeinsam mit Prof. Dr. Laura Best vom Fachbereich Sozialwesen die Weiterbildung fachlich leitet. Daraufhin entstand, organisiert durch das Referat Weiterbildung am Fachbereich Sozialwesen, der Plan, einen fachbereichsübergreifenden Hochschulzertifikatskurs zu entwickeln.
Das Duo vereint nicht nur die beiden Fachbereiche, sondern auch die jeweiligen Expertisen: So ist Best besonders im Bereich Beratung und Coaching in der Sozialen Arbeit tätig und Schmidt in der Gesundheitspsychologie. Die Kooperation von Expertinnen aus zwei Fachbereichen vergrößert die angesprochene Zielgruppe. „Die Heterogenität der Teilnehmenden, die aus unterschiedlichen Handlungsfeldern kommen, macht das Projekt spannend und stellt eine Bereicherung für alle dar“, so Ramona Geßler vom Referat Weiterbildung. Unterstützt werden die drei Mitarbeiterinnen der FH Münster von der psychologischen Psychotherapeutin Hannah Quittkat.
Die Lerninhalte der Weiterbildung, die das Team gemeinsam erarbeitet hat, reichen von theoretischem Wissen über die gesellschaftliche Situation, Störungsbilder und Kommunikationsstrategien bis hin zur praktischen Anwendung: „Wir trainieren in einem Modul zum Beispiel mit Schauspieler*innen, sodass die Teilnehmer‘*innen gewappnet sind für die Praxis“, berichtet Best. Auch ein eigener Fall zur präventiven psychischen Gesundheitsförderung soll am Ende des Kurses in der Abschlussarbeit analysiert und reflektiert werden, um so einen Transfer des Gelernten in die Praxis herzustellen.
Das Angebot stößt schon jetzt auf Begeisterung: „Der Kurs, wie wir in anbieten, ist bisher einzigartig. Es ist ein Pilotprojekt. Wir möchten damit auch zur Entstigmatisierung und Prävention psychischer Erkrankungen beitragen“, berichtet Schmidt und erklärt, dass es einen erheblichen Mehrwert für Einrichtungen hat, wenn es geschultes Personal vor Ort gibt, das erste Unterstützung bei psychischen Belastungen übernehmen kann: „Das Vorhandensein einer fachkundigen Person in einer Organisation legitimiert das Vorkommen psychischer Instabilität und erlaubt es, im Team darüber zu sprechen. Es eröffnet die Möglichkeit für offene Kommunikation und vermittelt die Sicherheit zu wissen: Da ist jemand, der hilft, wenn ich es brauche.“ Best stimmt dem zu, hebt aber hervor, dass das Coaching kein Ersatz für eine therapeutische Ausbildung ist: „Die Absolvent*innen des Kurses sind Ansprechpartner*innen und Lots*innen, falls weitere Hilfe in Anspruch genommen werden muss.“
Der Hochschulzertifikatskurs Mental Health Coaching richtet sich an Fachkräfte aus gesundheits- und sozialberuflichen Arbeitsfeldern, die mindestens über einen Bachelorabschluss oder über einschlägige Berufserfahrungen verfügen. Der Kurs ist in sieben Module geteilt, die sich über 180 Unterrichtsstunden erstrecken. Start des Hochschulzertifikatskurses ist der 17. Februar 2025. Die Teilnehmer*innenanzahl ist auf 20 begrenzt. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit individuelle Fragen zu stellen, erhalten Interessierte am 8. Oktober um 18 Uhr bei einer kostenfreien Online-Infoveranstaltung.