Inklusion weiterdenken
Michaela Berghaus arbeitet seit 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Sozialwesen. Nun wurde sie zur Professorin für das Lehr- und Forschungsgebiet Kinder- und Jugendhilfe berufen.

Prof. Dr. Michaela Berghaus ist Professorin am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster. Schwerpunkt ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit ist die Kinder- und Jugendhilfe. (Foto: FH Münster/Wilfried Gerharz)
Die FH Münster ist für Prof. Dr. Michaela Berghaus kein Neuland: Während sie als Fachkraft im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Kreisjugendamtes Coesfeld Familien in schwierigen Lebenslagen betreute, absolvierte sie an der Hochschule den berufsbegleitenden Studiengang Sozialmanagement. Direkt nach dem Masterabschluss wurde sie 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Sozialwesen - ihr Prüfer Prof. Dr. Reinhold Schone hatte ihr nahegelegt, sich für eine Qualifizierungsstelle zu bewerben und zu promovieren. Und dies tat sie mit Erfolg: 2020 erlangte sie mit ihrer Dissertation „Erleben und Bewältigen von Verfahren zur Abwendung einer Kindeswohlgefährdung aus Sicht betroffener Eltern“ den Doktortitel. Seit diesem Semester vertritt sie als Professorin das Lehr- und Forschungsgebiet Kinder- und Jugendhilfe.
Für dieses Thema brennt die Diplompädagogin seit einem Praktikum beim ASD in Ahaus. „Danach war mir klar, dass ich später in genau diesem Bereich arbeiten möchte.“ Nach dem Studium begleitete sie sechs Jahre lang Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Inzwischen nimmt sie das Thema aus wissenschaftlicher Sicht unter die Lupe. „Mich interessiert besonders, wie die Adressatinnen und Adressaten die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe erleben und was genau sie brauchen.“ Dies möchte sie auch ihren Studierenden praxisnah vermitteln: „Ich plane, betroffene Eltern und Fachkräfte in meine Seminare einzuladen, damit die Studierenden die unterschiedlichen Perspektiven verstehen können.“
In der Lehre legt Berghaus Wert darauf, dass die Studierenden sich nicht nur Fachwissen aneignen, sondern auch weitergehende Kompetenzen wie etwa Reflexionsfähigkeit erwerben. „Ich bin neugierig und interessiere mich für die Meinungen und Einschätzungen der Studentinnen und Studenten; ich möchte sie ermutigen, eine Haltung zu entwickeln und professionelle Sichtweisen zu äußern sowie für sich und andere einzustehen.“ Eins ihrer Schwerpunktthemen ist Inklusion. „Wir müssen uns noch intensiver unterschiedlichen und vulnerablen Zielgruppen – zum Beispiel Menschen mit Beeinträchtigungen und Personen in prekären oder benachteiligten Lebenslagen – zuwenden“, erklärt die 38-Jährige. „Es ist wichtig, Inklusion weiterzudenken und auch Adressatinnen und Adressaten in den Blick zu nehmen, die wir nicht sofort erreichen.“
Mit ihrer Berufung ist für die frischgebackene Professorin ein Traum in Erfüllung gegangen. „Es gibt meiner Meinung nach kaum ein Arbeitsfeld, das so vielfältig ist und so viele Möglichkeiten bietet: Lehre, Forschung, Weiterbildung und Kontakt zu unheimlich vielen spannenden Menschen.“ Umso besser, dass es in ihrer Wahlheimat geklappt hat: „Ich bin zum Studium nach Münster gekommen und habe mich dann in die Stadt und die Menschen verliebt“, schwärmt die gebürtige Stadtlohnerin.