„Zwei Säulen des Fachbereichs Sozialwesen“

Prof. Dr. Luise Hartwig und Prof. Dr. Joachim Merchel verabschieden sich von der FH Münster


Münster (18. Januar 2019). „Zwei Säulen des Fachbereichs Sozialwesen“ seien sie, so der Dekan Prof. Dr. Stephan Barth bei der Begrüßung zur Abschiedsfeier von Prof. Dr. Luise Hartwig und Prof. Dr. Joachim Merchel. „Luise Hartwig ist die Grande Dame der Weiterbildung, Joachim Merchel hat sich besonders verdient gemacht um den Studiengang Sozialmanagement.“ Sie hätten den Fachbereich in Lehre und Forschung nachhaltig geprägt. „Wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet und werden Sie auch menschlich sehr vermissen.“ Die Wirkung beider über den Fachbereich hinaus lobte FH-Präsidentin Prof. Dr. Ute von Lojewski und bedankte sich bei Hartwig und Merchel „für Expertise und Engagement im weiterbildenden Bereich“.

Prof. Dr. Irma Jansen stellte in ihrer Laudatio Hartwigs Engagement für Mädchen und Frauen in den Mittelpunkt. Am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn lebte und arbeitete die Erziehungswissenschaftlerin in einer selbstgegründeten Wohngruppe mit Jugendlichen in Hildesheim. Im Jib, dem Jugendinformations- und Bildungszentrum in Münster, hat sie die erste Mädchengruppe gegründet, arbeitete bei der Gründung der Beratungsstelle Südviertel mit und war 1987 bei der Geburtsstunde von „Outlaw – Kinder- und Jugendhilfe“ dabei. „Luise Hartwig wird loslassen, aber auch dranbleiben – als Unterstützerin in der wissenschaftlichen Praxis“, ist sich Jansen sicher.

„Theorie und Praxis sind keine ungeliebten Schwestern, sondern Teile einer Familie“, macht Hartwig in ihrer Abschiedsrede deutlich. Und sie fordert für die Soziale Arbeit mehr Vielfalt der Menschen und die gesellschaftliche Anerkennung. „Soziale Arbeit braucht mehr Öffentlichkeit und mehr politische Beachtung.“

Dass Qualitätsentwicklung in der Sozialen Arbeit begrifflich und inhaltlich fest verankert ist, sei Merchel zu verdanken, so Prof. Dr. Reinhold Schone in seiner Laudatio. Dem Fachbereich habe er mit der Entwicklung und Leitung des Masterstudiengangs Sozialmanagement seinen Stempel aufgedrückt. „700 erfolgreiche Absolventen hat Joachim Merchel das Rüstzeug für das herausfordernde Berufsleben mitgegeben. Wir können von einer eigenen Schule sprechen.“ Verdientermaßen hatte er als einer von bislang acht Lehrenden den Lissabon-Preis der Hochschule erhalten. Merchel stünde dafür, „dass BWL und Soziale Arbeit gut miteinander funktionieren. Das Sozialmanagement sei der BWL nicht ausgeliefert, sondern sie diene der Sozialen Arbeit.“

Zwar gehörte Organisation und Management in der Sozialen Arbeit zu seinem Lehrgebiet, aber wichtig war Merchel dabei der fachliche Schwerpunkt Jugendhilfe und Jugendhilfeplanung. „Ich wollte mich unbedingt in einem sozialpädagogischen Feld gut auskennen, um die Vermittlung von Managementwissen tragfähig zu machen“, erklärte er in seiner Abschiedsrede. „…was ich noch zu sagen hätte“ war diese überschrieben, wie auch bei seiner Kollegin Hartwig. Dies nutzte der Sohn eines Metallarbeiters, um die Wichtigkeit von Bildung zu unterstreichen. „Wir brauchen eine differenzierte Sprache, denn Klarheit ist etwa in Beratungsgesprächen der Fachkräfte in der Sozialen Arbeit unabdingbar. Auch literarische Werke, das legt er den Studierenden nahe, seien eine gute Hilfe, um Empathie zu entwickeln und Kompetenzen zu fördern.

Über 100 Gäste waren zur Verabschiedung beider gekommen. Eingestimmt hat sie Prof. Dr. Hans Hermann Wickel am Klavier, für sein Intermezzo spielte er ein Stück von Bach. Zum Abschluss präsentierte er eine eigene Komposition. „Achse“ so der Titel, als Sinnbild für Hartwigs und Merchels Wirken am Fachbereich und dafür, dass sich an dem Abend alles um sie dreht. Das Hauptmotiv des Stückes bestand aus den Noten A-C-H-S-E, Buchstaben der beiden Vornamen – so wie auch Bach gern Motive aus B-A-C-H bildete. Eine Spielerei im wahrsten Sinne des Wortes, die die Ruheständler in spe besonders gerührt hat.

Apropos Ruhestand: Pläne haben beide, Aufhören gehört nicht dazu. Hartwigs Name wird im Zusammenhang mit wissenschaftlicher Weiterbildung weiterhin zu hören sein, sie bleibt im Südviertel und bei „Outlaw.dieStiftung“ aktiv. Und Merchel wird demnächst als Autor auf einem Buchcover stehen.

Zum Thema:
Prof. Dr. Luise Hartwig
ist Erziehungswissenschaftlerin und wurde 1997 an die FH Münster berufen. Sie lehrt und forscht zu Jugendhilfe, Sozialisation, Familie, Frauen. Als Vorsitzende des Weiterbildungsausschusses kümmerte sie sich vor allem um Weiterbildungen zu den Themen Jugendhilfe und häusliche Gewalt. Ihr Schwerpunkt in den zahlreichen Publikationen galt geflüchteten Frauen und Mädchen, Kinderrechten, Heimerziehung und Geschlechtergerechtigkeit..
Prof. Dr. Joachim Merchel lehrt und forscht seit 1992 an der FH Münster zu Organisation und Management in der Sozialen Arbeit, Jugendhilfeplanung, Qualitätsentwicklung, Sozialmanagement und Jugendhilfe mit dem Schwerpunkt Erziehungshilfe. Er entwickelte und leitete den weiterbildenden, berufsbegleitenden Masterstudiengang Sozialmanagement, der für Leitungspositionen qualifiziert. Auch den Masterstudiengang Jugendhilfe – Konzeptionsentwicklung und Organisationsgestaltung hat er wesentlich mitgeprägt. Seine Publikationen befassen sich mit ambulanten Hilfen zur Erziehung, Management in der Sozialen Arbeit sowie der Organisations- und Personalentwicklung.


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