Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche stemmen gemeinsam Projekte, und Studierende unterschiedlicher Disziplinen besuchen zusammen Seminare - solche Beispiele von interdisziplinärer Zusammenarbeit sollen noch mehr werden. Deshalb steht das Jahr 2019 an unserer Hochschule unter dem Motto "gemeinsam weiter denken".

 

Eine Gruppe von 11 Lehrenden und Mitarbeitern des Wandelwerkes hat nun an der Universität Twente (Enschede) und der Saxion Hogeschool in Deventer erkundet, wie sich interdisziplinäre Lehre und flexible Studienstrukturen verankern und dauerhaft leben lassen. Beide Hochschulen gelten auch international als Vorreiter in diesen Themenfeldern.

Erste Station: Universität Twente

Erste Station der Exkursion war die Universität Twente: Anne Muller, Mitarbeiterin im Centre of Expertise in Learning and Teaching (CELT) der Universität Twente, hat der Münsteraner Delegation das Twente Education Model vorgestellt. Das Modell basiert auf drei Säulen: (1) Projektbasiertem Arbeiten in meist interdisziplinären Modulen, (2) der weitgehenden Steuerung des Lernprozesses durch den Studierenden selbst ("student driven learning") und (3) der gleichgewichtigen Förderung dreier studentischer Rollen ("Forscher", "Designer" und "Organisator"). Ziel ist die Ausbildung sog. "T-shaped professionals" (mit einem "T-förmigen" Qualifikationsprofil, das Expertenwissen und generalistische Kompetenzen bzw. Breitenwissen vereint). Diese, so die Annahme, werden den Anforderungen einer sich verändernden Berufswelt am besten gerecht.

 

Die Universität Twente hat nahezu alle Bachelorstudiengänge gemäß diesem Modell umstrukturiert: Als vielleicht größte Neuerung gegenüber der vorhergehenden Studienstruktur wurde herausgestellt, dass in allen Modulen einheitlich 15 Credit Points vergeben werden. Alle Bachelorstudiengänge bestehen aus zwölf Modulen. Pro Studienjahr werden im regulären Studienverlauf vier Module studiert, wobei diese nacheinander belegt werden, so dass sich der von den Studierenden zu bewältigende Workload gleichmäßig über das Jahr verteilt. Kernbestandteil nahezu aller Module sind interdisziplinäre, häufig von externen Auftraggebern an die Hochschule herangetragene Projekte. Die Modulleitungen bestehen dementsprechend in der Regel aus zwei Lehrenden verschiedener Fachbereiche. Die intensiven Reformbemühungen scheinen sich auszuzahlen: Die Universität Twente konnte seit der Einführung von TOM die Abbrecherquoten erheblich reduzieren und den Studienerfolg, gemessen an der Anzahl derjenigen Studierenden, die die für ihre Studienphase vorgesehenen Credits auch tatsächlich erworben haben, deutlich steigern.

Die Reisegruppe der FH Münster bei der Besichtigung studentischer Arbeitsräume an der Universität Twente

Zweite Station: Saxion Hogeschool Deventer

Anschließend fuhr die Gruppe weiter zu Saxion Hogeschool inDeventer. Auf dem Smart Solution Festival, das zweimal pro Jahr von der Saxion veranstaltet wird, zeigten rund 80 Projektgruppen die in interdisziplinären Projektseminaren entwickelten Forschungsergebnisse und kreative Lösungen zur Bewältigung gesellschaftlicher Probleme: Von Sportstätten der Zukunft als möglicher Ansatz zur Bekämpfung von Fettleibigkeit über das "Schlafzimmer der Zukunft" mit "intelligenten Textilien" bis hin zu neuartigen Methoden, um Medikamente aus dem Trinkwasser zu filtern. Anders als an der Universität Twente ist an der Saxion nicht jedes Modul projektbasiert. Stattdessen arbeiten Bachelorstudierende im "Smart Solution Semester" im dritten oder vierten Studienjahr ein halbes Jahr an einer interdisziplinären Fragestellung. Die Projektteams bestehen aus vier bis acht Studierenden aus verschiedenen Studiengängen. Jedes Team verfügt über eine einzigartige Mischung aus Erfahrungen, Fähigkeiten und Talenten. Gelerntes Wissen wird hier direkt in der Praxis umgesetzt. Die in diesem Rahmen in den letzten Jahren entwickelten "Smart Solutions" sind hier dokumentiert.

 

Auch wenn sich das niederländische und das deutsche Hochschulsystem an vielen Stellen unterscheiden hat die Exkursion doch deutlich gemacht, dass es sich lohnt zu prüfen, welche der guten Beispiele sich auch an unserer Hochschule umsetzen lassen. "Die Anregungen aus Enschede und Deventer waren sehr hilfreich und ich glaube, dass man tatsächlich die ein oder andere Idee zum Thema Interdisziplinarität in der Lehre umsetzen kann" sagt Annette Kerkhoff, Nachwuchsprofessorin am Fachbereich Physikingenieurwesen.

Eindrücke vom Smart Solution Festival in Deventer
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