Wenn wir unsere Lehre planen, gehen wir meist von den Lehrinhalten aus, die wir vermitteln möchten. Wir wählen aus, strukturieren, kombinieren und überlegen uns eine Reihenfolge. Zu diesem eher intuitiven Vorgehen gibt es einen alternativen Prozess, der darauf abhebt, den nachhaltigen Lernerfolg der Studierenden zu vergrößern (vgl. Fink 2013).

 

Ausgangspunkt dieser Art der Lehrveranstaltungsplanung sind die Kontextbedingungen: Wie viele Studierende nehmen an Ihrer Lehrveranstaltung teil? Ist es eine Einführungsveranstaltung, ein Seminar, eine Vorlesung, eine Übung oder ein Praktikum? Was geschieht in der Präsenzzeit? Was vermitteln Sie online? Was sind die räumlichen und technischen Gegebenheiten? Welche Erwartungen hat ihr Fachbereich, ihre Kolleginnen und Kollegen, die Berufswelt und die Studierenden an Ihre Lehrveranstaltung? Ist Ihr Thema eher theoretisch, praktisch oder beides? Gibt es in Ihrem Wissensgebiet wichtige Umbrüche oder Kontroversen? Vermitteln Sie unstrittiges Wissen? Mit welchen Studierendengruppen rechnen Sie? Was sind die beruflichen Ziele Ihrer Studierenden? Welches Vorwissen und welche Vorerfahrungen bringen sie mit?  Wie sind sie gewohnt zu lernen? Welche Grundannahmen und Überzeugungen über Lehren und Lernen bringen Sie mit? Wie ist Ihr Verhältnis zum Thema der Lehrveranstaltung und wie Ihre Haltung gegenüber Ihren Studierenden? Was sind Ihre Stärken in der Lehre? Diese und weitere Fragen helfen Ihnen dabei, den Kontext Ihrer Lehrveranstaltung abzustecken und die weitere Planung zu rahmen.

 

Anschließend fragen Sie sich: Was soll meine Studierenden eigentlich langfristig von denjenigen unterscheiden, die nicht an meiner Lehrveranstaltung teilgenommen haben? Was ist also das große Ganze, das sie weitergeben möchten? Was ist in ein paar Jahren noch hängen geblieben?

 

Mit dieser "Vision" für Ihre Lehrveranstaltung im Hinterkopf schreiben Sie als nächstes Ihre Lehr-/Lernziele. Dabei sollten Sie diese sechs Bereiche nutzen: Fachwissen (Welche zentralen Wissenselemente oder Ideen sollen die Studierenden verstehen und behalten?), Anwendung (Welche Denkweisen oder Fähigkeiten sollen die Studierenden sich aneignen?), Verknüpfung (Welche Zusammenhänge sollen Studierende zwischen Themen innerhalb Ihrer Lehrveranstaltung, zu anderen Lehrveranstaltungen und auch zu ihrem privaten oder beruflichen Leben erkennen?), Menschliche Dimension (Was sollen Studierende über sich selbst, über andere und wie sie mit anderen interagieren lernen?), Werte (Wie sollen sich Studierende bezüglich ihrer Werte, Gefühle, Interessen oder Einstellungen ändern?) und Lernen zu lernen (Was lernen Ihre Studierenden darüber, wie sie erfolgreich studieren, sich das Thema Ihrer Lehrveranstaltung erarbeiten und selbstgesteuert lernen?).

 

Wie es mit dieser Art der Lehrveranstaltungsplanung weitergeht, lesen Sie im nächsten Newsletter.

 

 

Quellen:

D. Fink: Leitfaden zur Konzeption und Planung von Lehrveranstaltungen, die nachhaltiges Lernen fördern, online verfügbar unter: https://www.deefinkandassociates.com/German_SelfDirectedGuide.pdf.

D. Fink: Creating Significant Learning Experiences - An Integrated Approach to Designing College Courses, 2013.

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