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Direkt auf den Markt: „Diskus“, „Audrey“ und Co.

Wenn ein Entwurf über die Auszeichnung zur Produktion gelangt, so ist dies für viele Designagenturen ein perfekter Prozess. Diese Erfahrung durften bei uns auch schon viele Studierende machen, wie etwa bei der Kooperation zwischen dem Fachbereich Design, der Münster School of Design (MSD), und dem weltweit agierenden Unternehmen Bruni Glass in Italien. Der Startschuss dafür fiel im Jahr 2005 – dank der guten Kontakte von Prof. Steffen Schulz.


Erfolg schon bei der Premiere des Kurses an der MSD: die Ölflasche „Diskus“ von Markus Brock. (Computerrendering: Markus Brock)

Prof. Schulz, diese internationale Zusammenarbeit gehört sicher zu den ältesten am Fachbereich Design. Wie kam dieser Kontakt überhaupt zustande?
Seit 1997, anfangs jährlich, dann alle zwei Jahre, lädt Bruni Glass Designhochschulen zur Teilnahme am Wettbewerb „Bruni Glass Design Award“ ein. Die Kategorien sind Wine, Gourmet, Spirits und Food. Mich hatte Bruni Glass, damals noch Vetrerie Bruni, erstmals 2001 nach Mailand eingeladen. Das war in meiner Rolle als Assistent im Studiengang Industrial Design bei Prof. Uwe Fischer an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Dort habe ich die Studierenden bei deren Projektentwicklungen angeleitet. Zu Mailand hatte ich eh schon eine gute Verbindung, dort war ich fünf Jahre lang beruflich tätig, bevor ich an die ABK gegangen bin. Und als ich zum Wintersemester 2003 an die FH Münster berufen wurde, war das Unternehmen glücklicherweise sofort bereit, weiter mit mir und der MSD zu kooperieren. 

Wie haben die Studierenden die Idee aufgenommen?
Sehr gut, meine Kurse sind immer schnell „ausgebucht“. Seit 2005, da war Bruni Glass noch inhabergeführt, dürfen sie Industrieglasbehälter für Wein, Spirituosen, Speisen und Öl entwerfen und beim Bruni Glass Design Award einreichen. Sie wissen die Aussicht zu schätzen, dass die preisgekrönten studentischen Entwürfe auf den wichtigsten Weinbedarfsmessen weltweit präsentiert und eventuell auch produziert werden.

Wer darf daran teilnehmen?
Bruni Glass lädt die renommiertesten Designhochschulen ein, früher nur aus Europa, mittlerweile aus der ganzen Welt, die meisten wechseln – wir sind immer dabei. Darauf bin ich natürlich sehr stolz.

Die FH Münster gehört zu den erfolgreichsten Hochschulen beim Wettbewerb. Wie oft gab es Preise für Ihre Studierenden?

In diesem Jahr nehmen wir zum zehnten Mal teil, und mittlerweile ist es eine zweistellige Anzahl an Studierenden der MSD, die ausgezeichnet worden sind. Um die Dimension einmal zu erfassen: 2019 wurden 2.100 Entwürfe eingereicht, nur 20 kommen ins Finale, ausgewählt durch die Bruni-Jury. Die dürfen dann zur Messe, wo das Fachpublikum die letzte Entscheidung für die Preise trifft. Von diesen Experten hängt letztendlich auch ab, welche Entwürfe in die industrielle Fertigung und Markteinführung gehen, das ist natürlich die absolute Krönung. Auch das gelang schon in sieben Fällen. Wenngleich nicht alle motivierten Studierenden so weit kommen, letztendlich aber profitieren auch sie davon.

Welche der ausgezeichneten Entwürfe würden sie gern herausheben?
Ganz sicher die Flasche „Diskus“ von Markus Brock, denn sie stammt direkt aus dem ersten Kurs 2005. Sie kam beim Award ins Finale, wurde zwar nicht ausgezeichnet, ging aber in Produktion – für einen Hersteller in Kanada, der darin Ahornsirup abfüllen wollte. Aus den letzten Jahren war die Weinflasche „Audrey“ von Christin Marie Kruse sehr erfolgreich, sie ist seit 2017 schon 200.000-mal produziert und in verschiedenen Ländern mit Roséwein abgefüllt worden.

Wie aufwändig ist der Weg dahin? 
In dem Kurs Bruni Glass Design Award müssen sich die Studierenden zunächst einmal Wissen über die Gusstechniken und die Glasherstellung aneignen. Sie erhalten ein Briefing mit den eng gefassten produktionstechnischen Rahmenbedingungen; so werden sie gezwungen, sehr realitätsnah zu arbeiten, und sie gewinnen dadurch konkrete Industrieerfahrungen. Erst dann können sie kreativ werden. Mit ihren Entwürfen sollen sie Geschichten erzählen. Christin Marie Kruse beispielsweise hat sich mit der Flasche „Audrey“ von der großen Filmlegende inspirieren lassen – die Silhouette mutet wie ein Abendkleid an.


Mit „Audrey“ zur Auszeichnung und auf den Markt: Christin Marie Kruse hat sich von der Filmlegende inspirieren lassen. (Foto Christin Marie Kruse)

Unterstützt Bruni auch monetär?
Bruni Glass ist sehr fair in der Honorierung: Sie übernehmen die Flug- und Übernachtungskosten, es gibt großzügige Preisgelder, sie kaufen die Nutzungsrechte an und zahlen darüber hinaus marktübliche Lizenzgebühren pro hergestellter Flasche. Apropos Preisgeld: Das kann man sich heute kaum vorstellen, aber früher kehrte eine Studentin schon mal mit 4.500 Euro bar in der Tasche nach Hause zurück. 

Wie lief der letzte Kurs?
Ich bin sehr zufrieden. Der Andrang im Seminar war groß. Es sind zahlreiche Entwürfe entstanden, die allesamt von sehr hohem gestalterischen wie auch technischen Niveau waren. Die Einreichungsfrist für die erste Runde endete am 15. Januar, wir wissen noch nicht, welche Entwürfe ins Finale kommen. Und die Preise werden erst im September vergeben. Momentan warten wir mit Spannung auf die Rückmeldung.

Von Anne Holtkötter 

Infos zum Bruni Glass Design Award


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