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Use-Lab feiert sein 20-Jähriges: „Anfangs war es eine One-Man-Show“

Die Use-Lab GmbH ist eine der ältesten Ausgründungen der FH Münster und lebt ein Zwitterdasein: Sie ist ein ganz normales Unternehmen und gleichzeitig auch ein An-Institut der FH Münster. Die Nähe zu unserer Hochschule, nicht nur räumlich, sei ein großer Vorteil, wie der 49-jährige Gründer und geschäftsführende Gesellschafter der Use-Lab GmbH, Torsten Gruchmann, berichtet.


Der damalige Rektor unserer Hochschule, Prof. Dr.-Ing. Klaus Niederdrenk (l.), Prof. Dr.- Ing. Uvo Hölscher und Dipl.-Ing. Torsten Gruchmann (r).) unterzeichneten im Mai 2003 einen Kooperationsvertrag zwischen Hochschule und Use-Lab. (Foto: FH Münster/Pressestelle)

Herr Gruchmann, Use-Lab bietet für den Gesundheitssektor entwicklungsbegleitende Dienstleistungen an, vor allem Anforderungsanalysen und Evaluierungsstudien. Mit einem Wort, was ist dabei das Ziel?
Die Gebrauchstauglichkeit. Die zu optimieren, das ist unsere Dienstleistung. Unsere Kunden sind Hersteller von Medizinprodukten, Kombinationsprodukten, Laborgeräten und In-vitro-Diagnostika. Die Palette reicht von Sicherheitskanülen und Injektionssystemen über Blutzuckermessgeräte und Beatmungsgeräte bis zu Intensivbetten und radiologischen Systemen. Aktuell aber zum Beispiel auch SARS-CoV-2-Schnelltests zur Eigenanwendung.

Seit genau zwei Jahrzehnten ist Use-Lab am Markt. Können Sie sich noch an die Vertragsunterzeichnung erinnern?
Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Ich war mir auch überhaupt nicht im Klaren darüber, was ich da jetzt tue und wie das Ganze ausgeht. Was mir mehr in Erinnerung geblieben ist, ist eigentlich das ganze Drumherum. Wir haben an vielen Abenden und Wochenenden das Labor aufgebaut, selbst gestrichen und getischlert und uns nett eingerichtet. Geld war ja anfangs nicht da.

Wir spulen einmal ganz zurück – wie kamen Sie überhaupt zur Medizintechnik?
Über Umwege. Ich liebe Autos und wollte nach meiner Ausbildung zum KFZ-Mechaniker Fahrzeugtechnik in Köln studieren. Da gab es aber eine zweijährige Wartezeit. Also habe ich erst mal an der FH Münster am Fachbereich Physikalische Technik, so hieß das ja damals noch, Laser-, Roboter- und Sensortechnik studiert. Das war eigentlich nur als Wartezeit gedacht, aber wie das Leben so spielt, habe ich dann mein Diplom gemacht und mich während des Studiums bereits mit der Lasermedizin beschäftigt. Mit dem Diplom in der Tasche habe ich 1995 für ein Jahr in der Medizintechnik-Abteilung eines Krankenhauses der Schwerpunkt- und Regelversorgung meinen Zivildienst absolviert. Mit meiner medizinisch-technischen Erfahrung hat mich dann „mein“ Fachbereich zurückgeholt. Die praktische Ausbildung der Studierenden des Studienganges Biomedizinische Technik in den Fächern Medizingerätetechnik und Medizinische Physik – das war meine Hauptaufgabe. Gleichzeitig habe ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter unter der Leitung von Prof. Dr. Uvo Hölscher das Zentrum für Gebrauchstauglichkeit und Medizintechnik an der FH Münster aufgebaut.

 

War denn der Praxisbezug schon so intensiv?
Ja, sehr. Wir haben den Studierenden parallel zu den theoretischen Vorlesungen einen Einblick in die spannende Praxis der Medizintechnik gegeben. Egal ob Beatmungstechnik, Anästhesie, minimalinvasive Chirurgie, Hochfrequenzchirurgie oder Infusionstechnik – die Studierenden haben alles selbst ausprobiert. Sie mussten Vapore kalibrieren, Lungenfunktionsdiagnostische Untersuchungen machen, an einem Stück Fleisch Parameter der Hochfrequenzchirurgie erproben oder auch per Schlüssellochchirurgie endoskopische Eingriffe üben. Häufig haben wir dabei an sehr alten Geräten das Prinzip erläutert und dann gezeigt, wie es im modernen Krankenhaus aussieht. Zu meinen Aufgaben zählte aber auch damals schon Akquise zu leisten, und ich habe auf Messen Kontakte zu Herstellern gepflegt und geknüpft. Glücklicherweise hatten diese zu der Zeit auch ein enormes Eigeninteresse, durch eine einfache Bedienbarkeit von Geräten einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.

Aber so hätte es doch gut weiterlaufen können. Warum haben Sie 2001 das Use-Lab gegründet?
Wir konnten häufig Studierenden auch Diplomarbeiten in renommierten Unternehmen vermitteln. Dadurch stieg die Nachfrage nach kommerziellen Projekten, immer mehr Hersteller wollten Usability als Differenzierungsmerkmal einsetzen. Dabei zeigten sich aber zwei Probleme: Zum einen liefen Prozesse an der Hochschule nicht so schnell, wie es die Unternehmen gebraucht hätten, und zum anderen war für sie unbedingte Vertraulichkeit Bedingung. Die Geheimhaltung konnten wir aber nicht immer garantieren. Da es sich häufig um langjährige Entwicklungsprojekte handelte, stand für die Hersteller sehr viel auf dem Spiel. Informationen durften nur so spät wie möglich nach draußen gelangen. Um also auf dem Markt attraktiver und agiler aufzutreten, haben wir dann 2001 die Use-Lab GmbH als kommerzielles Unternehmen gegründet.

Die Verbindung zur Hochschule aber blieb?
Ja, gerade anfangs gab es sehr viel Austausch mit der Fachrichtung Biomedizinische Technik, und verfügbare Ressourcen haben wir gemeinsam genutzt. Selbstverständlich unterstützt Use-Lab auch bis heute noch die Durchführung von Bachelor- und Masterarbeiten und hält fachbereichsübergreifend Vorlesungen als einer der Bestandteile des Vertrages zwischen der Hochschule und uns als An-Institut.

Wie konnten Sie sich auf dem Markt behaupten?
Anfangs war es eine One-Man-Show, nach und nach konnte ich dann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Hochschule übernehmen und ihnen einen festen unbefristeten Arbeitsvertrag anbieten. Die meisten von ihnen sind noch heute bei uns beschäftigt. Wir sind nur langsam gewachsen, das war sicher ein Grund für den Erfolg. Mittlerweile haben wir 14 Beschäftigte.

Gab es auch Krisen?
Zumindest gab es immer wieder Hochs und Tiefs, die ich aber mit der Zeit gut einschätzen konnte. Das Jahr 2013 bleibt mir in Erinnerung, weil wir damals tatsächlich schweren Herzens Kurzarbeit anmelden mussten. Da habe ich schon mal kurz überlegt, wie es denn wohl weitergeht und ob ich denn alles richtig gemacht habe. Zum Glück ging es aber mit einer Antragstellung auch schon wieder bergauf. Inzwischen bin ich gelassener geworden – ich weiß, wenn es bergab geht, geht’s irgendwann auch wieder bergauf.

Und wie läuft es zurzeit?
Wir hatten eine „Delle“ im zweiten Quartal zu Beginn der Pandemie, zudem sind bei uns natürlich nahezu alle Auslandsprojekte weggebrochen. Wir waren sonst fast jeden Monat für eine Studie in den USA. Auch unsere Kunden verhielten sich zurückhaltend, und deren Budgets wurden gekürzt. Nach und nach kam der Markt dann aber wieder in Schwung. Wir haben zudem unsere Methoden angepasst und mehr auf Onlineumfragen gesetzt. Für die Studien vor Ort haben wir ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienepaket verabschiedet, welches wir bis heute strikt einhalten, um uns, aber auch unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer und Kunden vor einer Infektion zu schützen. Als in diesem Jahr ein Erlass vom Bundesministerium kam, der für die Schnelltests zur Eigenanwendung Gebrauchstauglichkeitsstudien mit mindestens 100 Teilnehmern verlangte, waren auch wir dann dem Ansturm nicht mehr gewachsen und mussten einigen potenziellen Kunden eine Absage erteilen.

Mögen Sie Ihren sicher manchmal aufreibenden Job?
Ja. Jeder Tag ist eine Herausforderung, ich habe Verantwortung, auch und vor allem in kritischen Zeiten. Ich bin mir des Risikos bewusst und möchte meinem Team, ohne das die Arbeit nur halb so viel Spaß machen würde, sichere Arbeitsplätze bieten. Teamgeist ist bei uns sehr großgeschrieben, und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mich bislang in jeder Situation kompromisslos unterstützt. Das muss man auch erst einmal finden heutzutage.

Trotzdem, der Job klingt sehr anstrengend, wie erholen Sie sich?
Beim Sport – ich  laufe und mache regelmäßig meine Workouts. Wichtig ist für mich aber auch immer, einen Erfolg zu sehen. Das hat man im Büro natürlich nicht jeden Tag. Dann bin ich froh, auch mal wieder im Garten tätig zu werden oder an meinen alten Autos herumzuwerkeln.

Da ist das neue Oldtimer-Museum vielleicht ein Tipp für Sie, dessen Eröffnung musste leider verschoben werden. Wird denn eine Party zum 20. Geburtstag des Use-Labs stattfinden?
Jetzt eine Feier zu planen ist schwierig. Sicher ist aber, dass es eine geben wird, die Frage ist nur, wann. Gerne würde ich dazu nicht nur die Teammitglieder, sondern auch deren Familien einladen, denn auch da benötigen wir Unterstützung. Aktuell gibt es eine Art Jubiläumskalender: Jeden Monat gibt es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien eine kleine Überraschung, damit sie sich des Jubiläums bewusst sind. Wir feiern also quasi das ganze Jahr!

Von Anne Holtkötter



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