Besonderes Laborgerät für die Spitzenforschung

FH Münster nimmt Höchstleistungs-Elektronenmikroskop in Betrieb – Vorreiter an Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland


Gruppe am Mikroskop
Das Höchstleistungs-Elektronenmikroskop tastet mit einem Elektronenstrahl die Probe atomgenau ab. Prof. Dr. Hans-Christoph Mertins, Prof. Dr. Bernhard Lödding, Holger Uphoff und Raphael Beil (v.l.) begutachten die ersten Bilder. (Foto: FH Münster/Theresa Gerks)
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Münster/Steinfurt (3. Februar 2020). So nah ranzoomen, dass man in einer Probe sogar einzelne Molekülketten erkennt – das kann das neue Schätzchen in der Laborausstattung am Fachbereich Physikingenieurwesen der FH Münster, das SEM-Höchstleistungs-Elektronenmikroskop. „Wir haben festgestellt, dass in Zukunft viele Forschungsprojekte kommen werden, in denen wir tiefer in die Strukturen schauen müssen“, erklärt Prof. Dr. Hans-Christoph Mertins, der sich maßgeblich für die Anschaffung des Mikroskops eingesetzt hat. Damit ist die FH Münster die erste Hochschule für angewandte Wissenschaften in Deutschland, die ein solches Gerät besitzt und damit forscht.

„Klar könnten wir berechnen, wie unsere Kristalle und Nanomaterialien aufgebaut sind, und haben theoretische Vorstellungen davon. Aber ist das auch wirklich so wie angenommen? Am Ende will man wissen, wie neu entwickelte Materialien sich verhalten“, sagt Mertins. „Außerdem wird die Spitze der Forschung immer enger, und wir sind froh, dass wir deutschlandweit mithalten können. Das neue hochauflösende SEM ergänzt und erweitert unsere gute Laborausstattung ideal.“ 600.000 Euro hat das Mikroskop gekostet, das über ein Großgeräteprogramm der Länder finanziert wurde, und an dem vor allem Doktoranden und Masterstudierende, wie aktuell Eva Capelle und Raphael Beil, arbeiten. Sie werden von Holger Uphoff, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich, betreut, den Mertins gern den „Großmeister der Elektronenmikroskope“ nennt.

Denn bis man ein solches, aufwendiges Mikroskop bis ins kleinste Detail versteht und bedienen kann, geht schon mal ein halbes Jahr ins Land. Expertise ist also gefragt. Deshalb war auch Dr. Roland Schmidt vom Unternehmen Hitachi auf dem Campus, um eine Einführung in das Gerät zu geben und Feinheiten zu vermitteln. Das Mikroskop selbst wurde aus Japan verschifft und anschließend aus Hamburg in einem luftgepolsterten LKW nach Steinfurt weitertransportiert. Zwei Fachkräfte haben an dem Zusammenbau fünf Tage gesessen.

Jetzt untersucht das Team um Mertins und den emeritierten Professor Dr. Bernhard Lödding im Labor für Physik der Materialien/Elektronenmikroskopie bereits die ersten Proben. Ein atomgroßer Elektronenstrahl im Innersten des Mikroskops tastet die Probe ab – in diesem Fall Nanostrukturen, die als Drucksensoren in Schuhsohlen in der Orthopädie-Technik dienen sollen. Das ist ein neues, gemeinsames Forschungsprojekt mit den Kollegen aus Canberra, Australien. Viele andere materialwissenschaftliche Fragestellungen warten auf ihre Untersuchung mit dem neuen Gerät. Auch fachbereichsübergreifend werden Projekte laufen, zum Beispiel mit den Chemieingenieuren, unter anderem zu Leuchtstoffen und Biomarkern aus der Nanotechnologie. Unternehmen, die Messungen an dem Höchstleistungs-Elektronenmikroskop durchführen lassen wollen, können sich gern an Prof. Mertins wenden.

 




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