„Ich lass mich nicht unterkriegen“

Fachtag zur Fetalen Alkoholspektrumstörung: Wissenschaftler, Fachkräfte und Betroffene tauschen sich an der FH Münster aus


Münster (18. Februar 2020). „Ich lass mich nicht unterkriegen, solange Worte meine Wut besiegen“. Das ist der Untertitel einer Biografie, die Selina Spetter geschrieben hat. Die 25-Jährige war zu Gast beim Fachtag „FASD im Erwachsenenalter“, zu dem das Referat Weiterbildung am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster Fachkräfte der Sozialen Arbeit und Wissenschaftler eingeladen hatte. Spetter gehört zu jenen Menschen, die als Kind die Diagnose FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder/Fetale Alkoholspektrumstörung) bekommen haben. Mit der Biografie möchte sie darauf aufmerksam machen, was diese Krankheit für die Betroffenen bedeutet. Ihre Botschaft, auch im großen Hörsaal am Leonardo-Campus: „Kein Alkohol während der Schwangerschaft!“

Doch mehr als 2.000 Neugeborene kommen in Deutschland jährlich mit dem „Vollbild“ FASD auf die Welt: mit Wachstumsstörungen, den typischen Auffälligkeiten im Gesicht und Schäden des zentralen Nervensystems. „Die Versorgung ist gut im Vergleich zu anderen Ländern“, sagte Dr. Reinhold Feldmann, Psychologischer Psychotherapeut der FAS-Ambulanz an der Tagesklinik des ambulanten Gesundheitszentrums Haus Walstedde. Werden sie volljährig, kommen andere Rechte, Pflichten und Erwartungen auf sie zu, die sie oftmals überfordern. Daher sind konkrete, sozialrechtliche Hilfsangebote und Maßnahmen nötig, die die Betroffenen bei der Ausbildung, beim Wohnen und auch im sozialen Alltagsleben unterstützen.

„Wichtig war uns – neben den Fachvorträgen zur Diagnose und zu rechtlichen Fragen – vor allem, in verschiedenen Foren Inputs für die Praxis zu geben“, erklärte Ramona Geßler, Referentin für wissenschaftliche Weiterbildung. Da ging es um konkrete Hilfskonzepte wie das Mehrschulterprinzip, berufliche Teilhabe, eine Schulungsreihe für junge betroffene Erwachsene und Unterstützungsmodelle aus der kanadischen Praxis. Auch Selina Splitter kam noch einmal zu Wort: „Mein Leben mit FASD“, so der Titel eines Forums, das sie gemeinsam mit Iris Brandewiede, Lehrerin an der LWL-Regenbogenschule Münster, bestritten hat. Auszüge aus ihrer Biografie, ein eigenes Gedicht, selbst vertont – für die Teilnehmer war dies beeindruckend. Und es wurde deutlich: Mit der Unterstützung von Hilfsangeboten können FASD-Betroffene es schaffen, den Alltag gut zu bewältigen.

„Wir würden uns freuen, wenn sich die Teilnehmer über den Fachtag hinaus austauschen und sich noch besser vernetzen“, zieht Prof. Dr. Stefan Gesmann, Geschäftsführer des Referats Weiterbildung, ein Fazit. Dem diene auch der nächste Hochschulzertifikatskurs „FASD-Fachkraft“, der am 9. März startet und bereits ausgebucht ist. Der darauffolgende startet im Februar 2021.




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