Ethische Fallbesprechungen: Simulation im Skills Lab mit Schweizer Studierenden

Mit ethischen Fragen müssen Pflegefachkräfte immer wieder umgehen. Damit sie darauf vorbereitet sind, trainieren Pflegestudierende unserer Hochschule das im Skills Lab – jetzt zusammen mit Studierenden aus der Schweiz.

Ein älterer Mann mit mittelschwerer Demenz wird nach einem Sturz ins Krankenhaus eingeliefert. Er hat stark an Gewicht verloren und verweigert das Essen, hat aber Angst vor künstlicher Ernährung. In seiner Patientenverfügung ist das jedoch nicht geregelt. Seine Tochter, die als seine Betreuerin fungiert, steht nun vor der Entscheidung: Soll sie der künstlichen Ernährung ihres Vaters zustimmen oder nicht? Mit ethischen Fragen wie dieser umzugehen, trainieren Studierende der Pflege und Berufspädagogik an der FH Münster durch Simulationen im hochschuleigenen Skills Lab. Jetzt waren eine Woche lang Studierende aus der Schweiz zu Gast, um sich über Therapiezieländerungen auf der Grundlage von ethischen Fallbesprechungen auszutauschen. „End Of Life Care (EoL)“ heißt das Projekt, das alle Teilnehmer*innen auch in die Niederlande führte.

„Wir haben mit unseren Gästen der Hochschule für Gesundheit der HES-SO Valais-Wallis eine Simulation im Rahmen des sogenannten METAP-Modells durchgeführt“, sagt Meike Schwermann. Sie leitet das Zentrum für praktisches Lehren und Lernen (ZpLL) an unserer Hochschule, bei dem das Skills Lab eine Säule bildet. METAP steht für Module, Ethik, Therapieentscheide, Allokation – also die Zuweisung finanzieller Mittel – und Prozess. „Es handelt sich um ein vierstufiges Modell, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das ethische Problem identifizieren und Handlungsoptionen besprechen“, erklärt die Pflegewissenschaftlerin. Das moralische Dilemma – das fiktive Szenario um den demenziell erkrankten Patienten – schauten sich die Studierenden zunächst durch eine VR-Brille an. Anschließend führte eine Gruppe die Simulation zur ethischen Fallbesprechung durch, während die andere beobachtete. Gemeinsam wurde abschließend kritisch reflektiert.

Ethische Fallbesprechungen rücken den Menschen in seiner letzten Lebensphase in den Mittelpunkt – und dabei nicht nur biologische und physiologische Aspekte, sondern auch die Lebens-, Leidens- und Hoffnungsgeschichte des oder der Betroffenen. „In der Hospiz- und Palliativversorgung sind ethische Fallbesprechungen eine Möglichkeit, um optionale Therapiezieländerungen zu diskutieren“, so Schwermann. Dabei gebe es zwischen der Schweiz und Deutschland Unterschiede. „In der Schweiz gab es vor zehn Jahren die nationale Strategie Palliative Care, wodurch dieser Bereich besonders gefördert wurde. Hierzulande besteht da eher noch Nachholbedarf. Unterversorgt ist aus meiner Sicht vor allem die hospizliche Begleitung in Altenpflegeeinrichtungen.“ Schwermann besuchte mit den Studierenden auch die Palliativstation des Herz-Jesu-Krankenhauses in Münster-Hiltrup und reiste nach Rotterdam, um dort das Erasmus University Medical Center (Erasmus MC) zu besichtigen.

Seit vielen Jahren pflegt der FH-Fachbereich Gesundheit den Austausch mit der Hochschule für Gesundheit der HES-SO Valais-Wallis. „Für uns ist das eine tolle Gelegenheit, den Blick über den Tellerrand zu wagen und zu verstehen, wie Pflege in anderen Ländern funktioniert. Und die Studierenden erwerben internationale Kompetenzen.“

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