Versuchsanlage am Standort: Zweistufige Anlage zur biologischen Wasserstofferzeugung

Beim Fermentationsverfahren zur biologischen Wasserstofferzeugung handelt sich um ein biologisches und anaerobes Verfahrenskonzept, bei dem in zwei Verfahrensschritten kontinuierlich durch dunkle Fermentation Wasserstoff erzeugt wird. Das zweistufige Verfahren verfügt über einen Wasserstoff- und einen Methanreaktor. Beide werden als sog. EGSB-Reaktoren (Expanded Granular Sludge Bed) mit zuckerhaltigen Abwässern betrieben und stellen den Scale-up zu den Versuchen im Labor in Steinfurt dar. Die Anlage wurde von der Umwelt- und Ingenieurtechnik (UIT) GmbH Dresden hergestellt.

Dunkle Fermentation

Das Verfahren beschreibt die fermentative, anaerobe Umwandlung von organischem Substrat in Bio-Wasserstoff. Es handelt sich um einen komplexen Prozess, der sich durch verschiedene Gruppen von Bakterien manifestiert. Diese Mikroorganismen bilden eine Reihe von biochemischen Reaktionen in drei Prozessschritten. Dieser Prozess ähnelt dem der Biogaserzeugung, welcher sich jedoch durch einen zusätzlichen vierten Prozessschritte unterscheidet. Da im letzten Schritt Wasserstoff verbraucht und Methan erzeugt wird, ist dieser für die dunkle Fermentation nicht wünschenswert. Deshalb werden durch Eingriffe auf die Verfahrensweise und Prozessbedingungen, die Reaktionen manipuliert, sodass Biogasbildende Reaktionen nicht stattfinden. Darüber hinaus unterscheidet sich die dunkle Fermentation von der Photofermentation dadurch, dass sie ohne das Vorhandensein von Licht abläuft. Die Biowasserstofferzeugung, beschreibt aktuell den ökologischsten und nachhaltigsten Erzeugungsweg für Wasserstoff. Das Verfahren nutzt ausschließlich erneuerbare Biomassen und Reststoffe zur Wasserstoff­erzeu­gung und kann durch Restwärme (37-55 °C) betrieben werden. Industrielle Verfahren zur Wasserstofferzeugung, wie die Hochtemperatur-Elektrolyse oder der Dampfreformierung werden hingegen sehr energieintensiv, bei Temperaturen bis zu 1.700 °C sowie Drücken bis zu 300 bar, betrieben und nutzen fast ausschließlich fossile Brennstoffe.

Anlagenbeschreibung

Der Vorlagebehälter, als IBC(Intermediate Bulk Container) mit einem Fassungsvolumen von 1000 Litern ausgeführt, dient als Substratvorlage für die biologische Wasserstofferzeugungsanlage. Der IBC ist mit einem FU(Frequenzumrichter)-gesteuerten Rührwerk ausgestattet. Der IBC ist mit einer Abluftleitung als Siphon ausgestattet (mit Wasser gefüllt) über die mögliche Abluft in die Raumluft über Kopfhöhe abgeführt werden kann. Das anfallende und an dieser Stelle austretende Biogas wird durch einen entsprechend ausgelegten Luftwechsel aus dem Betriebsgebäude geführt. Der Füllstand der Vorlage wird kontinuierlich mittels Radarsonde überwacht. Der Ablasshahn des IBCs ist mit einem Schlauchadapter versehen und verbindet die Exzenterschneckenpumpe über eine Schlauchverbindung mit dem Vorlagebehälter. Die Exzenterschneckenpumpe ist FU-gesteuert und dient in dem Prozess als Feed-Pumpe und Beschickung der Anlage mit Substrat. Gekoppelt mit einem Min.-Füllstand im IBC kann die Exzenterschnecke Substrat fördern bzw. verweilt im Standby bis der Min.-Füllstand überschritten ist. Dies dient im Umkehrschluss zum Trockenlaufschutz der Exzenterschneckenpumpe. Zusätzlich ist die Pumpe mit einer Temperaturmessung im Stator ausgestattet. Diese agiert in Verbindung mit der Steuerung als Übertemperaturschutz und schaltet die Pumpe bei Erreichen von 60 °C entsprechend ab. Über den Druckstutzen und einer DN25er PP-Rohrleitung ist die Exzenterschneckenpumpe mit dem EGSB Reaktor 1 verbunden. Zusätzlich ist die Rohrleitung mit einem Rückschlagventil ausgestattet um einen Rückfluss aus dem EGSB Reaktor 1 (EGSBR) zu verhindern. Für eine Rohrleitungsentleerung bzw. Spülung steht ein entsprechender Anschluss mit Blindflansch und ein Handventil zur Verfügung. Die Biomasse im EGSBR 1 (Füllvolumen von ca. 80 Litern) wird mittels einer Kreiselpumpe und einer externen Zirkulationsleitung zirkuliert (FU-gesteuert). Über die Zirkulationsfördermenge kann die Auftriebsgeschwindigkeit der Biomasse im Reaktor eingestellt werden. Die Zirkulationspumpe läuft an, wenn der Min.-Füllstand, welcher über die Stabsonde detektiert wird, erreicht ist. Der Min.-Füllstand agiert somit auch als Trockenlaufschutz der Kreiselpumpe. Der Max.-Füllstand der Stabsonde wird als Überfüllsicherung im Falle eventueller Verblockungen in den Rohrleitungen genutzt. Dieser liegt oberhalb des Stutzens für den freien Überlauf. Die Überfüllsicherung ist mit der Exzenterschneckenpumpe über die Steuerung gekoppelt und schaltet diese bei Auslösung aus. Der Reaktor wird über die auf der Behälterwand von außen aufgeklebten Heizmatten beheizt (3 Stk. EGSBR 1; 5 Stk. EGSBR 2). Die Heizmatten sind mit Temperatursensoren ausgestattet. Zusammen mit der Substrat-Temperatur, welche im inneren des Reaktors gemessen wird, wird die Beheizung gesteuert und eingestellt. Die max. zulässige Betriebstemperatur beträgt für den 1. EGSB Reaktor 80 °C. Zusätzlich ist die verbaute Zirkulations-Leitung mit einer pH-Sonde ausgestattet. Über die Zudosierung von Säure (Schwefelsäure) und Base (Natronlauge) mittels Schlauchpumpen kann der Substrat-pH-Wert im EGSBR 1 eingestellt werden. Der EGSBR 2 hat ein Füllvolumen von ca. 500 Litern. Der EGSBR 2 ist prinzipiell analog zum 1. EGSBR mit einer 2-Punkt Füllstands-Detektion, pH-Sonde in der Zirkulationsleitung und einer Behälterbeheizung ausgestattet. Die max. zulässige Betriebstemperatur beträgt für den 2. EGSB Reaktoren 60 °C. Die jeweiligen Reaktoren sind mit einem Ablasshahn zur gezielten, manuellen Entleerung ausgestattet. Bei Entleerung über den Ablasshahn ist darauf zu achten, dass ein Unterdruck im Behälter vermieden wird. Hierzu ist ein Handventil oberhalb der Substratgrenze zu öffnen um ein Unterdruck in den Reaktoren zu vermeiden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit in den Reaktoren über die seitlich angeordneten Stutzen entsprechende Proben unterhalb der Substratgrenze zu entnehmen. Ein kontrolliertes Nachfüllen unterhalb des Füllspiegels ist in beiden Reaktoren durch das angebrachte Tauchrohr mit Handventil auf dem Reaktor-Kopfteil möglich. Die Überlauf- und Verbindungsrohrleitung zwischen den beiden Reaktoren ist mit Handventilen und einem Spül- und Entleerungsstutzen ausgestattet. Je nach Ventilstellung kann die Rohrleitung gezielt gereinigt und entleert werden. Nach Überlauf der Biomasse im 2. EGSBR gelangt die Biomasse in den bauseits gestellten Ablaufbehälter. Die entsprechende Rohrleitung ist mit Handventil und Blindstutzen zur gezielten Entleerung und Spülung ausgestattet. Der Ablaufbehälter ist mit einer in die Steuerung integrierten Radarsonde zur kontinuierlichen Füllstandsmessung ausgestattet. Die Biogasanlage ist in den jeweiligen Gaslinien mit einer Deflagrationssicherung und einem Überdruck-Sicherheitsventil ausgestattet. Bei Überdruck (>0,3 bar) sorgt das Sicherheitsventil für eine sichere Gas-Ableitung zum Brenner. Im Regelfall durchströmt das produzierte Biogas die Schaumfalle/Gaswaschflasche und die Gasmenge wird über die jeweiligen Trommelgaszähler detektiert. Die Gasleitung vor dem jeweiligen Trommelgaszähler ist mit einem Temperatursensor zur Gasmengennormierung ausgestattet. Das in den jeweiligen Reaktoren produzierte Gas gelangt über eine entsprechende Magnetventilstellung entweder zum Brenner oder wird zur Gasanalyse über einen Zwischenspeicher, dem Gasbeutel, abgeführt. Die biologische Wasserstofferzeugungsanlage ist an den Schnittstellen der Brennerleitung und der Schlauchleitung, welche im Gasanalysator mündet an die Bestandsanlage gekoppelt. Diese Bestandsanlage regelt die Reihenfolge zur Untersuchung der Gasanalyseproben. Die Aufstellungshalle ist mit einem ausreichenden Luftwechsel und einem Gaswarngerät (H2S, CO2, CH4, O2, H2) ausgestattet.
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