Dipl.-Ing. Ulrike Lücke-Bauer, M.Sc.

Masterprüfung: 08/2004

In der menschlichen Evolution war die Bearbeitung von Böden zur Erzeugung von Nahrungsmitteln und der Beginn der Tierhaltung ein mehr als revolutionärer Schritt, hat er doch aus Jägern und Sammlern sesshafte “Land-Wirte” gemacht.

Seitdem unterliegt die Landwirtschaft - beeinflusst von unterschiedlichsten Faktoren - einer stetigen Entwicklung. Faktoren, wie zum Beispiel der Notwendigkeit, CO2-Emissionen zu reduzieren und den Primärenergie-verbrauch zu senken, sind zentrale Themen des heutigen Ressourcen- und Umweltschutzes. Aus der nationalen Zielsetzung, klimarelevante Emissionen zu vermindern, die nachhaltige und sichere Energieversorgung durch die Erschließung einheimischer erneuerbarer Energien anzustreben und Einkommensalternativen außerhalb der Nahrungsmittelerzeugung zu schaffen, entwickelt sich für Landwirte derzeit die Chance, mit der Nutzung von Gülle und nachwachsenden Rohstoffen als Erzeuger von Biogas zum Umweltschutz beizutragen. Als Energielieferant wird gleichzeitig ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein implementiert.

Ein wesentlicher Meilenstein in dieser Entwicklung ist das im Jahr 2000 in Deutschland in Kraft getretene und im Jahr 2004 novellierte "Erneuerbare Energien Gesetz", dass das Betreiben von Biogasanlagen unter wirtschaftlichen Bedingungen ermöglicht.

25 Landwirte aus Ladbergen haben sich entschlossen, an dieser Entwicklung teilzuhaben und eine Gemeinschaftsbiogasanlage zu betreiben. Hierzu findet zurzeit ein Entscheidungsfindungsprozess mit Vorüberlegungen, Besichtigungen, Gesprächen und Zusammenkünften statt.

Die vorliegende Arbeit ist ein Teil dieses Prozesses.

Sie beschreibt die technischen und rechtlichen Grundlagen zur Projektierung dieser Anlage und zeigt Möglichkeiten zur Konzeption auf der Basis der in Ladbergen vorhandenen Mengenpotenziale und Gegebenheiten. Aus dem Potenzial an vorhandener Gülle und Nachwachsenden Rohstoffen wurde eine Zusammensetzung der Substrate nach Art und Menge ermittelt, die einen optimalen anaeroben Vergärungsprozess erwarten lassen. Aus der Ermittlung der Inputmengen wurde eine Anlage konzipiert und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt. Aufgrund der Vorgaben konnte festgestellt werden, dass die Anlage durch die Vergütung der erzeugten elektrischen Energie wirtschaftlich betrieben werden kann. Eine Wärmenutzung und damit zusätzliche Vergütung durch den KWK-Bonus wurde nicht mit auf die Erlösseite eingerechnet.

Die Landwirte erfahren mit dem Betrieb der Anlage drei monetäre Vorteile:

  1. Der durch die Produktion von elektrischer Energie gewonnene Gewinn wird in Relation zu den Beteiligungen an die Landwirte ausgeschüttet.
  2. Der Gärrest ist als Wirtschaftsdünger höherwertiger als Gülle und erfährt dadurch einen Mehrwert.
  3. Die Nachwachsenden Rohstoffe werden auf den eigenen landwirtschaftlichen Flächen, auch auf Stilllegungsflächen, produziert und an die GmbH Gemeinschaftsbiogasanlage Ladbergen zu marktüblichen Preisen verkauft.

Im Folgenden werden die Anlagenparameter dargestellt:

Inputmengen Gülle: 110,4 m³/d

Schweinegülle:
Rindergülle:
53,5 m³/d
56,9 m³/d
 
Inputmengen NawaRo: 8.143 t/a

Silomais:
Corn-Cob-Mix:
Getreide:
Triticale:
6.234 t/a
170 t/a
1.445 t/a
294 t/a
 
Jährlicher Biogasertrag: 3,74 Mio m³/a

Gülle:
NaWaRo Verkauf:
NaWaRo Stilllegungsflächen:
1,15 Mio m³/a
1,71 Mio m³/a
0,88 Mio m³/a
 
Bruttoenergieerzeugung: 20,6 Mio kWh/a

Thermische Energie:
Thermische Prozessenergie:
Elektrische Energie:
7,3 Mio kWh/a
1,7 Mio kWh/a
7,2 Mio kWh/a
 
Anlage  

Fermenter:
Endlager:
BHKW:
Standort:
4.933 m³
17.500 m³
1 MW
1 ha
 
Investition: rd. 3,26 Mio €

Jahresaufwand:
Jahresertrag:
Gewinn:
rd. 1,02 Mio €/a
rd. 1,07 Mio €/a
53.000 €/a

Landwirte waren schon immer Energieproduzenten - in Form von Agrarprodukten. Jetzt kommt die Form der elektrischen und thermischen Energie hinzu. Aus der betrachteten Situation dieser Gemeinschaftsbiogasanlage ergibt sich die Chance für die Landwirte, durch die Erzeugung von Biogas zum Umweltschutz beizutragen und ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein zu implementieren.

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