Dipl.-Ing. Jan-Bernd Scheele

Diplomprüfung: 9/2006
Die langfristige Sicherung der Energieversorgung und das Finden von Alter-nativen zu den herkömmlichen fossilen Energieträgern stellt eine der größ-ten Herausforderungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dar. Pflan-zenöle bieten sich besonders als eine Alternative zu dem fossilen Kraftstoff Diesel an, da sie vergleichbar genutzt werden können und dabei gleichzeitig CO2-neutrale Energie erzeugen.

Um einen Überblick der Strom- und Wärmeerzeugung in Pflanzenöl-BHKW zu bekommen, sind in dieser Arbeit die zutreffenden Rahmenbedingungen untersucht worden. Dazu wurden die am häufigsten eingesetzten Öle, ihre Herstellung und Eigenschaften, die rechtlichen und wirtschaftlichen Rah-menbedingungen sowie die Wirtschaftlichkeit der Pflanzenölnutzung ausge-arbeitet. Im Anschluss daran erfolgte die Auflistung und Beurteilung einiger Probleme und Risiken sowie Potentiale und Möglichkeiten der Pflanzenöl-nutzung.

Die bedeutendsten Pflanzenöle für die energetische Nutzung in Deutschland sind Raps-, Soja- und Palmöl. Im Wirtschaftsjahr 2005/06 machten die drei Sorten ca. 75% der gesamten weltweiten Pflanzenölmengen aus. Da die Ei-genschaften der Pflanzenöle nicht denen von fossilem Diesel in allen Punk-ten gleichen, werden besondere Anforderungen an die Dieselmotoren und deren Peripherie gestellt. Bei der energetischen Nutzung spielt die Qualität der Pflanzenöle eine besondere Rolle, denn Verunreinigungen können den Betrieb der Motoren erheblich stören und zu Schäden führen. Die wichtigs-ten Gesetze im Zusammenhang mit der Pflanzenölnutzung in BHKW-Anlagen sind das Erneuerbare-Energien-Gesetz und das Energiesteuerge-setz, da sie Auswirkungen auf den Betrieb und die Wirtschaftlichkeit der An-lagen haben. Das EEG regelt die Vergütung für Strom aus Biomasse und im EnergieStG sind die Besteuerung von Pflanzenöl sowie die Bedingungen für eine mögliche Steuerminderung festgelegt. Weiteren großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat der Pflanzenölpreis, der an internationalen Termin-märkten gehandelt wird und ständigen Schwankungen ausgesetzt ist.
Um die finanziellen Auswirkungen der Rahmenbedingungen abzuschätzen, wurde eine beispielhafte BHKW-Anlage betrachtet und die Erlöse und Aus-gaben in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung gegenübergestellt. Die Ergeb-nisse zeigten, dass der Pflanzenölpreis aktuell denn größten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat. Ebenfalls ergab sich, dass die Besteuerung von Pflan-zenöl nach dem Energiesteuergesetz einen wirtschaftlichen Betrieb von Pflanzenöl-BHKW unmöglich macht und die Erfüllung der Bedingungen für die Steuerminderung zwingend erforderlich ist.

Ein elementares Problem dieser Arbeit und der Pflanzenölnutzung ist, dass die Aussagen nur einen gewissen Zeitraum Gültigkeit besitzen, da sich die wirtschaftlichen sowie technischen Rahmenbedingungen ständig ändern. Ein Beispiel dafür ist die Besteuerung der Pflanzenöle durch das EnergieStG, das am 01. August 2006 in Kraft trat. Durch die Besteuerung wird die Pflanzenölnutzung eingeschränkt, da ein wirtschaftlicher Betrieb der BHKW-Anlagen nur unter gewissen Voraussetzungen noch möglich ist. Eine Novellierung des EEG´s könnte ebenso gravierende Folgen für die Pflan-zenölverwertung haben. Des Weiteren ist die Technik der Pflanzenölnutzung noch nicht ausgereift, die Motoren besitzen kürzere Lebenszyklen und ge-ringere Laufleistungen als konventionell befeuerte Motoren. Daher gibt es in dem Bereich noch Entwicklungsbedarf und ständig Neuerungen.

Da der aktuelle Anteil der Strom- und Wärmeproduktion aus Pflanzenöl in Deutschland relativ gering ist und die Ausbaumöglichkeiten durch die Rah-menbedingungen begrenzt sind, haben die Pflanzenöle nicht das Potenzial die fossilen Energieträger vollständig zu substituieren. Allerdings stellen sie unter gewissen Voraussetzungen eine Alternative zu den fossilen Brennstof-fen dar und sind als ein Baustein der nachhaltigen regenerativen Strom- und Wärmeversorgung anzusehen.
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