Ideen für zukunftsgerechtes Wohnen

Architekturstudierende der FH Münster präsentierten Konzepte für Kommunen im Münsterland


Münster (31. Juli 2023). Wie sieht die Zukunft des Wohnens im ländlichen Münsterland aus? Dazu haben sich Architekturstudierende der Münster School of Architecture (MSA) der FH Münster im Seminar „Studio Landraum“ ein Semester lang intensiv Gedanken gemacht. Und das ganz konkret anhand von sechs Grundstücken – in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle Stadtregion der Stadt Münster. Sechs Kommunen haben für die studentischen Entwürfe Planungsgebiete zur Verfügung gestellt: Nottuln-Schapdetten, Drensteinfurt-Rinkerode, Sendenhorst, Telgte, Ostbevern und Greven-Schmedehausen. Bei einer Ausstellung auf dem Leonardo-Campus, zu der auch Ratsmitglieder und Vertreter*innen der Kommunen wie auch Anwohner*innen kamen, stellten die Studierenden ihre Ideen öffentlich vor.

Die Herausforderung ist komplex: Derzeit sei die Nachfrage nach Wohnraum, Immobilien und Baugrund groß, doch letzterer werde nicht nur in der Stadt knapp. Bei vielen jungen Familien sei der Wunsch nach einem Eigenheim auch in den umliegenden Kommunen von Münster groß, aber immer schwieriger finanzierbar. Dazu kommt: In absehbarer Zeit brauche es für die Generation der Babyboomer altersgerechtes Wohnen und das nach Möglichkeit in ihrer Nachbarschaft oder im Ortsteil. Außerdem werde auch im ländlichen Raum bezahlbarer Mietwohnraum knapp. Hier werden zusehends mehr Mietwohnungen für untere und mittlere Einkommensgruppen benötigt, erklären die Lehrenden des Projekts. Das Entwurfseminar von Prof. Joachim Schultz-Granberg ist ein sogenanntes integriertes Superstudio. Es unterstützen Adeline Seidel zu „regionalen Narrativen und Kommunikation“, Mareike Babel und Manuel Böwing zu Kostenstrategien. Der Publizist und Gründer des Onlinemagazins „Marlowes“, Christian Holl, unterstützte als Gastkritiker und Vortragender.

„Ich freue mich sehr über dieses Projekt“, sagte Ostbeverns Bürgermeister Karl Piochowiak bei der Veranstaltung. „Die Studierenden haben so viele verschiedene Ansätze ausgearbeitet und die Grundstücke ganz neu gedacht.“ Zum präsentierten Spektrum gehörten etwa innovative Bauformen für individuelles Wohnen, bezahlbare Eigentumsbildung und Mietwohnmöglichkeiten – integriert in die dörflichen Kontexte, Gemeinschaften und soziale Netzwerke als Chance für die Stadtentwicklung, gezielte Unterstützung des Mitarbeitenden- und Fachkräftemangels durch geeignete Wohnräume oder aktive Unterstützung des Generationenwechsels in Einfamilienhausgebieten. Die Konzepte sind dabei übertragbar auf andere Gemeinden und nicht flächengebunden.

Ein Beispiel: Die Studentinnen Jeannie Schwiegershausen und Galina Siratova haben sich mit zwei Grundstücken in Nottuln-Schapdetten befasst: „Wir waren oft vor Ort und haben mit den Anwohnerinnen und Anwohnern gesprochen, um ein Stimmungsbild einzuholen und die Wünsche zu erfahren“, so die Studentinnen. „Viele hatten bereits tolle eigene Ideen.“ In Schapdetten steige der Altersdurchschnitt der Bewohner*innen immer mehr. Daher wollten die angehenden Architektinnen mit ihren Konzeptideen den Austausch zwischen den Generationen fördern und Impulse geben, damit wieder mehr junge Menschen in den Ortsteil der Gemeinde Nottuln ziehen, wenngleich Bauland rar wird. „Das betrachtete Grundstück ist 10.000 Quadratmeter groß. Hier würden etwa elf freistehende Einfamilienhäuser passen. Alternativ haben wir einen Entwurf mit vier Gebäuden und darin 57 Wohnungen erstellt“, erzählt Siratova. Im Konzept „Das grüne Quartier“ soll mit sogenannten Clusterwohnungen das Mehrgenerationenwohnen gefördert werden: Alle Parteien verfügen über eigene Wohnungen oder Zimmer und eine private Terrasse; andere Bereiche und Gegenstände wie der Gemeinschaftsgarten, -küchen oder Waschmaschinen werden geteilt. „Dafür haben wir auch mit bereits bestehenden Gebäuden wie der ehemaligen Grundschule geplant. Diese möchten wir als multifunktionalen Raum für Vereine oder Feiern integrieren“, erklärt Schwiegershausen. Das Konzept kommt gut an: „Wir sind begeistert von der Idee und den Überlegungen, die dahinterstecken – auch, dass dem demografischen Wandel Rechnung getragen wird“, sagte Nottulns Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes bei der Ausstellung der Konzepte. Er wolle die beiden Studentinnen einladen, den Anwohner*innen ihre Ideen auch öffentlich in Schapdetten vorzustellen.

Zum Thema: Im Kommunalverbund „Stadtregion Münster“ haben sich sieben Gemeinden und fünf Städte des Münsterlandes zusammengetan, um sich auszutauschen und gemeinsam interkommunale Konzepte und Strategien für die Handlungsfelder Siedlungsentwicklung und Wohnen, Mobilität, Klimaschutz sowie Schulentwicklung zu erarbeiten.


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