„Flüchtlingscamps sollen als Provisorium geplant werden“

Modelle aus dem Fachbereich Architektur gehen mit dem Roten Kreuz in alle Welt


Aus dem Holzstück, das Studentin Miriam Rosenberger in der linken Hand hält, entstehen noch ein halbes Dutzend LKW für ihr Planspiel zur Planung von humanitärer Hilfe. Prof. Dr. Joachim Gardemann hat die Vertiefungsarbeit betreut.
Bild: 1  2  3  (Download Bild speichern)
Münster (3. November 2008). Miriam Rosenberger feilt an Krankenhäusern. Wassertanks, Warnschilder und Zelte entstehen ebenfalls an ihrer Werkbank. Die Studentin am Fachbereich Architektur der Fachhochschule Münster hat als Vertiefungsarbeit Modelle entworfen, mit denen Hilfsorganisationen Flüchtlingslager planen können. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) nutzt das „disaster response model“ bereits zu Schulungszwecken, andere Verbände haben Interesse bekundet.

Auf den ersten Blick könnten die kleinen Holzteile zu einem Gesellschaftsspiel gehören. Doch sie haben einen ernsten Hintergrund, wie ein zweiter Blick beweist. So gibt es am Rande des „Spielbretts“ einige Panzer, Warnschilder weisen auf Minen und andere Gefahren hin. An einer anderen Stelle steht ein Mini-LKW vor einem weißen Zelt, das als provisorisches Krankenhaus dient. Das Fahrzeug ist mit einem etwa daumennagelgroßen Wassertank beladen.

„Das Gute an dem Planspiel ist“, findet Prof. Dr. Joachim Gardemann, „dass es so flexibel ist.“ Der Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe an der Fachhochschule Münster weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig das ist. Als Landesarzt des DRK war er bereits mehrfach in Krisengebieten im Einsatz.

„Oft ist das Gelände schwierig“, berichtet er. Plötzlich können ausgetrocknete Flussläufe überschwemmt werden, oder aber politische Grenzen ändern sich. Mit wenigen Handgriffen lässt sich dann das Flüchtlingscamp im Planspiel umändern. „So etwas kann man nicht am Reißbrett entwerfen“, ist Gardemann überzeugt. Feste Gebäude sind übrigens nicht vorgesehen, alle Unterkünfte und Versorgungseinrichtungen sind in Zelten oder Hütten untergebracht.

„Das ist ein ganz wichtiges Signal für die Flüchtlinge“, erklärt Gardemann. Die Botschaft dahinter: „Du kommst wieder nach Hause!“ Das Rote Kreuz arbeitet bei der Ausbildung künftiger Auslandsdelegierter bereits in Berlin und in Genf mit dem Planspiel.

Auch das Missionsärztliche Institut Würzburg zeigte Interesse. Das freut sowohl Rosenberger als auch Gardemann. Die Studentin hat viel zu tun, denn alle Modelle sind Handarbeit. "Ich bin sehr froh, dass meine Arbeit bei internationalen Hilfsorganisationen Anwendung findet und somit einem guten Zweck dient."


Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken