Erarbeitung eines Maßnahmenplanes zur Verbesserung der Gewässergüte

Einleitung

Die Verbesserung der Gewässergüte mit Hilfe eines Maßnahmenplans kann heute nur noch im Einklang mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erfolgen.

Der Forschungsbericht dient als Anleitung, wie die Wasserrahmenrichtlinie praktisch umgesetzt werden kann. Als Beispiel für die Umsetzung der WRRL wurde die Geinegge gewählt.

Durch das Inkrafttreten der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie am 22.12.2000 werden vor allem an die europäischen Länder große Herausforderungen gestellt. Die zeitliche und inhaltsgemäße Umsetzung der WRRL soll bis 2015 abgeschlossen sein. Die WRRL stellt sowohl höhere Anforderung an die Gewässergüte als auch an die Zusammenarbeit der Länder und Staaten untereinander. Ein Umdenken über Staatsgrenzen hinaus ist nun erforderlich. Die WRRL betrachtet Gewässer als Ganzes, das nicht durch Länder- oder Staatsgrenzen trennbar sind. Die Mitgliedsstaaten werden unterteilt in sogenannte Fluss-gebietseinheiten. In den internationalen Flussgebietseinheiten sind die nach der WRRL letztendlich verbindlichen Anforderungen an den Gewässerschutz und die in Anspruch zu nehmenden Ausnahmen mit grenzüberschreitenden Auswirkungen in Abstimmung mit den anderen beteiligten Staaten festzulegen. Die Herausforderung besteht darin, heute das Fundament für die Wasserwirtschaft der kommenden Jahrzehnte zu bauen.

Für Deutschland wird es 10 relevante Flussgebietseinheiten geben:
- Donau
- Rhein
- Maas
- Ems
- Weser
- Elbe
- Oder
- Eider
- Schlei/Trave
- Warnow/Peene

Die WRRL zielt auf eine ökologisch ausgerichtete Bewirtschaftung der Gewässer ab. Hauptziel der vorliegenden Richtlinie ist die „Erhaltung und Verbesserung der aquatischen Umwelt der Gemeinschaft“, wobei der Schwerpunkt „auf der Güte der betreffenden Gewässer“ liegt. Für jedes Gewässer wird der gute Gewässerzustanddas Ziel sein.

Im Rahmen dieses Forschungsberichts sollen die Forderungen der Wasserrahmenrichtlinie am Beispiel eines Fließgewässers, hier der Geinegge in der Stadt Hamm, umgesetzt werden.

Die Geinegge ist ein Gewässer mit einem Einzugsgebiet von ca. 27 km². Sie ist auf ihrer ca. 8 km langen Fließstrecke in wesentlichen Bereichen technisch ausgebaut und durch Abwassereinleitungen geprägt. Es ist zu vermuten, dass der von der WRRL geforderte gute Zustand für die Geinegge zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erreicht wird.

Die Beurteilung nach der WRRL wird sich im Wesentlichen in vier Teilbereiche untergliedern:
1. Bestandsaufnahme (Ist-Zustand)
2. Beurteilung des Gewässerzustandes und Defizitanalyse
3. Erstellung von Maßnahmenprogrammen/Bewirtschaftungsplänen
4. Aufstellung eines Überwachungsprogamms

Auch die Beurteilung des Fließgewässers Geinegge soll nach diesem Ablaufplan erfolgen.

Ziel soll es sein, einen Maßnahmenplan für die Geinegge zu erstellen, der dazu geeignet ist, den von der WRRL geforderten guten Gewässerzustand innerhalb der vorgegebenen Frist, also bis 2015, für dieses Gewässer zu erreichen.

 

Projektbeschreibung

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (RL 2000/60/EG)

  • Ziele
  • Umsetzung
    • Umsetzungsfristen
    • Art der Umsetzung
  • Handlungsspielräume
  • Gewässereinteilung der Gewässertypen nach der WRRL
  • Beurteilungskriterien nach der WRRL
  • Ermittlung der Gewässerzustände von Oberflächengewässern
  • Gewässerzustände von Oberflächengewässern nach der WRRL
    • Der gute ökologische Zustand von Oberflächengewässern
    • Das gute ökologische Potential von Oberflächengewässern
  • Ermittlung des Gewässerzustandes von Grundwasser

Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie in NRW

  • Umsetzungsebenen
  • Zuständigkeiten

 

Bestandsaufnahme eines Fließgewässers am Beispiel der Geinegge nach der WRRL

  • Allgemeine Beschreibung der Geinegge
    • Einführung
    • Lage und Abgrenzung
    • Orografie
    • Fließgewässerlandschaft
    • Hydrografie
    • Politische Einheiten
    • Landnutzung
    • Sonstige beschreibende Merkmale
  • Typisierung der Geinegge

  • Festlegung der Referenzbedingungen für die Geinegge

  • Ermittlung der signifikanten anthropogenen Belastungen der Geinegge
    • Punktquellen
    •   Einleitungen
      • Kommunale Einleitungen
      • Industrielle Einleitungen
      • Einleitung von Oberflächenwasser
      • Einleitungen aus Kleinkläranlagen
      • Wärme- und Salzeinleitungen
  • Diffuse Quellen
  • Altlasten
  • Mengenmäßiger Zustand
  • Einflüsse von Abflussregulierungen
  • Morphologische Veränderungen
  • Andere signifikante anthropogene Auswirkungen
  • Einschätzung der Bodennutzungsstrukturen

 

Beurteilung des Gewässerzustandes und Defizitanalyse

  • Der Gewässerzustand der Geinegge
    • Biologische Komponenten
      • Saprobienindex und Güteklasse
      • Trophie
      • Biologische Referenzbedingungen/Leitorganismen
    • Chemische Stoffe
      • Betrachtung der Jahresfrachten
      • Prioritäre Stoffe nach Anhang X der WRRL
      • Aufwärmung
      • Versalzung
      • Chemische Referenzbedingungen
    • Morphologische Veränderungen und Abflussregulierungen
  • Defizitanalyse

 

Maßnahmenplan zum Erreichen des guten Gewässerzustandes am Beispiel der Geinegge

  • Maßnahmen im Bereich der Punktquellen
    • Einleitungen von Mischwasser und Oberflächenabläufen
    • Einleitungen aus Kleinkläranlagen
    • Wärmeeinleitungen und Versalzung
  • Maßnahmen im Bereich der diffusen Quellen
  • Maßnahmen im Bereich der Strukturgüte
    • Laufentwicklung (HP 1)
    • Längsprofil (HP 2)
    • Sohlenstruktur (HP 3)
    • Querprofil (HP 4)
    • Uferstruktur (HP 5)
    •  
      • Uferstruktur links (HP 5 L)
      • Uferstruktur rechts (HP 5 R)
    • Gewässerumfeld (HP 6)
    •  
      • Gewässerumfeld links (HP 6 L)
    •  
      • Gewässerumfeld rechts (HP 6 R)
  • Maßnahmen im Bereich der Durchgängigkeit
  • Abschließende Zusammenfassung des Maßnahmenplans

 

Erstellung eines Überwachungsprogramms am Beispiel der Geinegge

  • Festlegung der Überwachungsstellen
  • Auswahl der Qualitätskomponenten
  • Überwachungsfrequenzen

 

Arbeitshilfe zur Bestandsaufnahme für kleine Flüsse in NRW

  • Formulare
  • Empfohlene Literatur
  • Benötigte Daten

 

Visualisierung der vorhandenen Daten

  • ArcView 3.2a
  • Darstellung der Geinegge mit ArcView 3.2a

 

Ergebnisse

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie wird im Wasserhaushaltsgesetz und in den Landeswassergesetzen umgesetzt. Ziel ist eine ganzheitliche Betrachtung eines Flusseinzugsgebietes, unabhängig von Landes- oder Staatsgrenzen. Letztendlich soll der gute Gewässerzustand für jedes Gewässer bis zum Jahr 2015 erreicht werden.

Um dieses Ziel zu verwirklichen, erfolgt nach Auswertung und Bewertung der vorhan-denen und zusammengetragenen Daten die Aufstellung von Maßnahmenprogrammen und Bewirtschaftungsplänen, um den guten Gewässerzustand bis zum Ende der Frist für jedes Gewässer zu verwirklichen.

Da die Wasserrahmenrichtlinie bei der Beurteilung des Gewässerzustandes gesteigerten Wert auf die biologischen Komponenten legt, muss die Verbesserung der Gewässergüte vorrangiges Ziel eines Maßnahmenplans sein.

Die WRRL macht eine Reihe von Vorgaben. So ist zum Beispiel vor der Entwicklung eines Maßnahmenprogramms eine umfangreiche Erfassung der zu dem Gewässer bereits vorliegenden Daten im Rahmen einer Bestandsaufnahme zu leisten. Die Daten der Bestandsaufnahme sind nicht nur zu erfassen, sondern auch in ebenso umfangreichem Kartenmaterial grafisch darzustellen.

Anschließend erfolgt eine Bewertung der Daten. Bei der Auswertung dieser Daten wird schnell ersichtlich, wo die Defizite zum Erreichen des guten Gewässerzustandes liegen. Zur Bewertung der Daten ist von der LAWA bereits ein sogenanntes Signifikanzpapier herausgegeben worden, das diesen Arbeitsschritt erleichtert.
Sind die Defizite einmal erkannt, ist ein Maßnahmenplan zu entwickeln, welcher geeignet ist, diese Defizite bis zum Jahr 2015 soweit auszugleichen, dass der von der WRRL geforderte gute Gewässerzustand für das betreffende Gewässer erreicht wird.

Da die naturnahe Gestaltung von Gewässern in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat, gibt es zu diesem Thema inzwischen eine Vielzahl von Arbeitsblättern und Leitfäden, an denen man sich orientieren kann.
Die Geinegge, ein Fließgewässer in Hamm, Nordrhein-Westfalen, dient hier als Beispiel. Anhand der Geinegge wurde der Ablauf der Wasserrahmenrichtlinie von der Bestandsauf-nahme über die Entwicklung von Maßnahmenprogrammen bis hin zur abschließenden Erstellung eines Überwachungsprogramms behandelt.
So wurde die Geinegge also zu folgenden Punkten betrachtet:

  • Bestandsaufnahme, das heißt Zusammentragen und gegebenenfalls Ergänzung der vorhandenen Daten sowie deren sinnvolle Zusammenfassung und Darstellung nach der Wasserrahmenrichtlinie, wenn gefordert auch in entsprechendem Kartenmaterial.
  • Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurde die Geinegge hinsichtlich Lage, Abgrenzung, Geologie, Morphologie, Hydromorphologie, physikalischem, chemischem und biologischem Zustand und signifikanter anthropogener Belastungen beurteilt. Es wurden die Referenzbedingungen festgelegt und ein Vergleich mit den tatsächlichen Bedingungen durchgeführt.
  • Die Bewertung der vorhandenen Daten erfolgte mit Hilfe von bereits für NRW entwickelten Leitfäden [9, 14] oder Merkblättern [11, 12 und 13].
  • Abschließend erfolgte eine Defizitanalyse. Hierbei wurde festgestellt, dass der gute Gewässerzustand für die Geinegge gefährdet ist.
  • Ausgehend von der Defizitanalyse wurde ein Maßnahmenplan zur Verbesserung der Gewässergüte vor dem Hintergrund der Forderungen der Wasserrahmen-richtlinie entwickelt. Hauptziel: Verbesserung der Gewässergüte und somit Erreichen des guten Gewässerzustandes für die Geinegge bis zum Jahr 2015.
  • Schließlich erfolgte die Aufstellung eines Überwachungsprogramms für die Geinegge mit Hilfe der WRRL [2], das die regelmäßige Kontrolle des Zustandes der Geinegge garantiert und Aussagen über Verbesserungen, ausgelöst durch umgesetzte Maßnahmen, ermöglichen soll.
  • Um die Bestandsaufnahme zu erleichtern, die sehr zeitaufwendig und arbeits-intensiv ist, wurden abschließend Formulare für die Bestandsaufnahme von Flüssen in NRW entwickelt, die den Arbeitsaufwand senken sollen.

Während früher wasserbauliche Maßnahmen insbesondere dem Schutz vor Hochwasser dienten, stehen seit einigen Jahren die Bemühungen um die naturnahe Umgestaltung von ökologisch unbefriedigenden Gewässern deutlich im Vordergrund.

Die Verbesserung der Gewässergüte stellt nicht nur eine erhebliche Verbesserung des ökologischen Zustandes eines Gewässers dar, sondern ist auch gleichzeitig ein Gewinn für das Landschaftsbild, das bereits an vielen kleinen und großen Flüssen des Landes spürbar verbessert werden konnte.

 

Projektleitung


Prof. Dr.-Ing. Christof Wetter
Fachbereich Energie · Gebäude · Umwelt
Stegerwaldstraße 39
48565 Steinfurt
Tel: 02551 9-62725
Fax: 02551 9-62717

wetterfh-muensterde

Mitarbeitende


  • Dipl.-Ing. Elmar Brügging M.Sc.

Projektzeitraum


vom 01.06.2002 bis 01.11.2002

Finanzierung


  • Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Weitere Informationen:


Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken