Low-Code-Plattformen bieten also alle notwendigen Funktionalitäten für eine Anwendungsentwicklung, sodass Nutzer per Drag and Drop die Anwendungen aufbauen und zusammensetzen können, während der Code automatisiert im Hintergrund generiert wird. Zusätzlich besteht für IT-Spezialist*innen weiterhin die Möglichkeit manuelles Programmieren vorzunehmen.

Wie funktionieren Low-Code-Plattformen?

Zur Entwicklung einer Anwendung sind grundsätzlich verschiedene Werkzeuge und Funktionalitäten notwendig. Dabei spielen ein Datenspeicher, verschiedenen Schnittstellen, unterschiedliche Programmiersprachen und eine integrierte Entwicklungsumgebung eine bedeutende Rolle. Zusätzlich kommen für die Bereitstellung und die anschließende Verwaltung einer Software Themenbereiche wie zum Beispiel eine Überwachung, kontinuierliche Integration oder Skalierung noch hinzu. All diese Faktoren werden nun von den Low-Code-Plattformen in einer Art Baukastensystem gebündelt, sodass eine visuelle Erstellung von Anwendungen ermöglicht werden kann. Das Baukastensystem besteht dabei aus vorgefertigten Standardsoftwareelementen, welche von dem Plattformnutzer für die jeweilige Anwendung kombiniert werden. Durch dahinterstehende Metadaten wird ein Programmverhalten erzeugt, das aus der Nutzerperspektive das Ergebnis nahezu identisch zu manuell programmierten Anwendungen ist.

Was sind Metadaten?

Metadaten oder auch Metainformationen genannt, sind strukturierte Informationen, welche die andere Daten oder Datenblöcke beschreiben. Dabei sind sie zur Verwaltung von größeren Datenmengen erforderlich. Bei einem Buch sind die Metadaten beispielsweise der Auto, Titel oder auch das Erscheinungsjahr.

Was sind die Bestandteile einer Low-Code-Plattform?

Low-Code-Plattformen unterscheiden sich je nach Anbieter in ihren Komponenten. Dennoch verfügen die meisten über die folgenden Eigenschaften:

  • Modellgetriebene Entwicklung: Die Entwicklung verwendet grafische und visuelle Methoden zur Definition von Datenmodellen, Benutzeroberflächen und Geschäftslogiken.
  • Vor Ort oder Cloud-basierte Bereitstellung: Low-Code-Plattformen können Anwendungen vor Ort oder auch in der Cloud bereitstellen und diese auch darüber verwalten. So wird eine sofortige Verfügbarkeit ermöglicht.
  • Support über Entwicklungsprozess hinaus: Low-Code-Plattformen können den gesamten Lebenszyklus einer Anwendung unterstützen. Das heißt von der Gestaltung und Bereitstellung bis hin zur Wartung.

Welche Anforderungen haben Unternehmen an eine Low-Code-Plattform?

Bevor sich eine Organisation für einen Anbieter einer Low-Code-Plattform entschiedet, sollte darauf geschaut werden, ob alle Anforderungen an technische Eigenschaften und Features der Plattform erfüllt werden. Folgende Schlüsselfunktionen sollten berücksichtigt werden:

  • Sicherheit: Bei einer Cloudbasierten Speicherung der Daten muss jederzeit eine Sicherung der Daten sowie ein Schutz vor Datendiebstahl gewährleistet sein.
  • Skalierbarkeit: Über die Plattform entwickelte Software muss skalierbar sein.
  • Visuelle Entwicklung durch Drag & Drop: Anwender*innen ohne Programmierkenntnisse müssen die Möglichkeit haben, die Plattformen zur Anwendungsentwicklung zu nutzen. Dazu gehört eine benutzerfreundliche Oberfläche.
  • Konnektivität: Eine Low-Code-Plattform muss mit zahlreichen Datenquellen von möglichen Drittanbietern kombinierbar sein, sodass der Datenaustausch ohne Medienbrüche durchgeführt werden kann. Nur so kann eine effiziente Integration in die bestehende IT-Landschaft einer Organisation erfolgen.
  • Wiederverwendbarkeit: Die Plattform sollte die Erstellung von Plug-Ins, Vorlagen oder auch Widgets unterstützen, sodass nicht nur einzelne Nutzer*innen, sondern die gesamte Organisation diese Elemente immer wieder verwenden kann.

Was sind die Vorteile im Vergleich zur Standard-Programmierung?

Durch die visuelle Unterstützung und die Verwendung vorgefertigter Elemente bei der Entwicklung, können auch Laien bei der Programmierung mitarbeiten, da kein Code mehr von ihnen manuell geschrieben werden muss. Aber auch erfahrene Entwickler*innen profitieren von dieser Methode, da langwierige Infrastruktur- und Installationsaufgaben ausgespart werden. Somit können im Vergleich zu üblichen Methoden Anwendungen mit einer viel kürzeren Zeitdauer entwickelt, iteriert und veröffentlicht werden. Kosten für die Erstellung von IT-Anwendungen, für die Planung eines derartigen Entwicklungsprojekts sowie die Kosten für das Training von Mitarbeitenden werden reduziert.

Besonders in Zeiten der Digitalisierung, in der Prototypen immer schneller zur Verfügung stehen müssen, bringt die Low-Code-Entwicklung durch die Zeitersparnis wertvolle Wettbewerbsvorteile. Zudem kann viel stärker an den tatsächlichen Bedarfen orientiert entwickelt werden, da so genannte Citizen Developer die Entwicklung der Anwendungen übernehmen können.

Bei Citizen Developer handelt es sich um Mitarbeitende, die sowohl über IT- als auch über Fachwissen verfügen. Diese Mitarbeitenden sind in einem jeweiligen Fachbereich einer Organisation tätig und besitzen gleichzeitig die Fähigkeit im Bedarfsfall zu programmieren. Genauer beschrieben sind es also IT-kundige Mitarbeitende innerhalb der Fachbereiche einer Organisation.

Worin besteht der Unterschied zu No-Code-Plattformen?

No-Code-Plattformen umfassen jegliche Plattformen, welche die Möglichkeit zur Entwicklung von individuelle Anwendungen ohne eine Art von Programmierung oder von Quelltexten bieten und stellen somit eine Weiterentwicklung des Low-Code Ansatzes dar. Im Gegensatz zu Low-Code-Plattformen, bei deren noch ein gewisses Maß an Eigenprogrammierung durchführbar ist, sollen bei No-Code-Plattformen keine manuelle Anwendungsentwicklung mehr möglich sein.

Praxisbeispiel

Shell Downstream entwickelt im Rahmen der digitalen Transformation mit Hilfe von Low-Code-Plattformen Kundenportale und weitere Services für beispielsweise die Sales- oder auch HR-Abteilung. Dabei konnte durch die Substitution traditioneller Softwareentwicklung durch die Low-Code-Entwicklung der Zeitaufwand von der Konzeption bis zum Proof-of-concept enorm verringert werden.

Aber auch private Nutzer*innen können von Low-Code-Plattformen profitieren. Einer der bekanntesten Anbieter ist das Content-Management-System WordPress. Dies ist eine klassische Low-Code-Plattform, da Nutzer*innen über diesen Anbieter ihre eigene Homepage gestalten können. Dazu wählen sie ein vorgefertigten Layout aus, können Texte oder Medien hinzufügen und bei genügend Kenntnissen besteht auch die Möglichkeit den Quellcode aufzurufen und bei Bedarf anzupassen. Daher können sowohl Laien also auch erfahrene Entwickler*innen die Plattform für sich nutzen.

Literatur

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