Interdisziplinäre Fachkenntnisse im Einsatz

Dass Unternehmen Daten sammeln und auswerten, um betriebliche Prozesse zu optimieren, ist bereits gang und gäbe. Jedoch werden oftmals hohe Gehälter für Berater*innen fällig, Lizenzgebühren müssen gezahlt werden und auch die Frage nach der Sicherheit der Daten bleibt. Das muss doch auch anders gehen, dachte sich Diplom-Physiker Markus Gilbert, der bereits seit Jahren das Thema IoT an unserer Hochschule vorantreibt. In einem vom Land NRW geförderten Projekt entwickelt er zusammen mit Prof. Dr. Ralf Ziegenbein und Dr. Felix Weinrank vom Institut für Technische Betriebswirtschaft (ITB) ein Konzept für eine Engine, die mit frei verfügbarer Software auskommt, Daten bündelt und Erkenntnisse grafisch mittels Dashboards visualisiert. "Wir wollten ein System entwickeln, in welchem die Datenhoheit gewährleistet ist und keine weiteren infrastrukturellen Anbieter benötigt werden - und zwar von der Erfassung der Daten bis hin zur Ausgabe der Ergebnisse", so Gilbert. "Wir sind ein Team bestehend aus einem Ingenieur, einem IT-Experten und einem BWLer - erst diese interdisziplinäre Zusammenarbeit hat das Projekt erfolgreich werden lassen", sagt Gilbert.

IoT - ein Servicepaket für Proessoptimierungen in KMU

Im vom Land NRW geförderten Projekt arbeitet Markus Gilbert an der Erstellung eines IoT-Stacks, das flexibel in Unternehmen portiert werden kann. (Foto: Marek Michalewicz/FH Münster)
Konkret werden in Unternehmen verschiedene Sensoren installiert, deren Daten in Echtzeit in der Engine zusammengeführt und visualisiert werden. Je nach Bedarf können so beispielsweise Parameter wie Temperatur, Stromverbrauch oder Feuchtigkeit überwacht werden. Ein wichtiger Beitrag für nachhaltiges Energiemanagement, aber auch als vorbeugende Maßnahme, um Risiken zu erkennen, etwa durch ein bestehendes Leck oder einen ungewöhnlichen Temperaturanstieg. Mithilfe digitaler Komponenten können Prozesse so smart gemacht werden und sich selbst regulieren, beispielsweise eine automatische Temperaturanpassung einleiten sobald ein vorgegebener Richtwert überschritten wurde. "Das Besondere ist, dass wir den Unternehmen ein Paket an die Hand geben können, das sie unkompliziert anpassen und an die eigene IT andocken können. Das bietet viel Freiraum, um einfach mal zu experimentieren oder auch Lösungen schnell umzusetzen aus den bereits gewonnenen Daten", so Gilbert. Prozesse können so nach und nach optimiert werden, ohne ein finanzielles oder personelles Risiko einzugehen. Daher spricht das Projektteam vor allem kleine und mittlere Unternehmen an und unterstützt sie bei der Übertragung des sogenannten IoT-Stacks ins Unternehmen.

Zukunftsträchtige Technologie mit vielen Einsatzmöglichkeiten

Die Technologie lässt sich jedoch auf viele Felder übertragen. "Man denke nur mal an die Biomedizin: Jeder Mensch könnte zukünftig Zugriff auf sein eigenes Patientinnen- und Patienten-Dashboard haben, das stetig gefüttert wird mit Werten wie Ruhepuls, Herzfrequenz oder sonstigen Angaben zur eigenen Gesundheit", so Gilbert. "Ein Besuch in der Praxis wird in den meisten Fällen gar nicht mehr notwendig sein", mutmaßt Ziegenbein. "Die Technologie wird in Zukunft sicherlich noch viel an Bedeutung gewinnen. Wir sind froh, unsere Erkenntnisse aus der Forschung nun auch in die Wirtschaft transferieren zu können!"

Studierende erlernen den Einsatz in der Praxis

Die Entwicklungen aus dem Projekt werden künftig auch in die Lehre überführt: Mit der sogenannten iot.box soll für die Studierenden der FH Münster eine eigene Erfahrungswelt im IoT-Bereich aufgebaut werden. Durch selbstständig nutzbare Experimentierkästen erlernen die Studierenden, wie sie das Internet of Things im beruflichen Kontext sinnvoll nutzen und es mit Blick auf betriebliche und gesellschaftliche Problemlösungen mitgestalten können. "Die Studierenden werden so spielerisch auf die Herausforderungen im IoT-Bereich vorbereitet und setzen sich gleichzeitig flexibel und anwendungsorientiert mit den Wirkungsweisen dieser Technologie auseinander - das ist unsere Auffassung von zeitgemäßer und nachhaltiger Lehre", sagt Ziegenbein.

Kooperation mit der Enapter AG und ELA Container

In der Klima-Kommune Saerbeck wird mit Förderung des Landes NRW der Enapter-Campus aufgebaut. Hier sollen ab 2023 Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff gefertigt werden. Im Rahmen des Förderprojekts wurde die FH Münster damit beauftragt, die Möglichkeiten einer IoT-basierten Steuerung des Produktlebenszyklus zu erarbeiten. Neben der Enapter AG dient als Case Study die Kooperation mit Ela Container, bei der die Anwendung unmittelbar überprüft werden kann.

Text: Katharina Urbaniak

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