Die Münster School of Design (MSD) der FH Münster öffnete am 10. und 11. Februar ihre Türen und präsentierte im Rahmen der halbjährlich wiederkehrenden Parcours-Ausstellung Bachelor- und Masterarbeiten unter dem Motto: "Das ist Design. Parcours ist Design. Design ist Parcours." Die gezeigten Abschlussprojekte waren nicht nur kreativ und gestalterisch tief durchdacht, sondern auch zukunftsgewandt und eindrucksvoll lösungsorientiert. Egal ob alternative Transportmöglichkeiten, die die Umwelt schonen, Up- oder Recyclingprodukte für Kinder und Erwachsene oder unterstützende Medien, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen Hilfestellung geben. Der Trend, die Welt mit Design ein bisschen besser zu machen, setzte sich auch in diesem Abschlusssemester fort. Die Absolvierenden trieben Themen wie Umweltschutz, Gesundheit, Selbstreflexion, Gemeinwohl sowie Partizipation und Integration voran. Zugleich scheuten sie sich nicht davor, auch unbequeme Dinge wie Krankheit, oder Tod anzusprechen.

Gleich mehrere Projekte befassten sich in der aktuellen Ausstellung mit dem Nachhaltigkeitsaspekt, eines davon stammte von Bachelor-Absolventin Olivia Thomas. Während ihres Praxissemesters in Indien hatte sie sich intensiv mit der Textilherstellung und den damit verbundenen gesundheits- und umweltschädlichen Färbeprozessen auseinandergesetzt. Dass die Gesellschaft billige Kleidung im Übermaß konsumiert, entsorgt und dabei häufig ausblendet oder schlichtweg nicht weiß, dass an vielen gefertigten Kleidungsstücken über 100 Personen beteiligt sind, war Schwerpunkt ihres Social-Designprojekts mit dem Namen "Leute machen Kleider".

Um Kleidung im weiteren und Konsum im engeren Sinn ging es in der Ausarbeitung von Bachelor-Absolventin Maite Görlitzer. Sie hat eine digitale Infografik entwickelt, um dem Betrachter vor Augen zu führen, dass exzessiver Konsum nicht glücklich macht - zumindest nicht langfristig. Die Infografik zeigt stattdessen Wege auf, wie man auf eine psychisch gesündere, nachhaltigere und umweltfreundlichere Weise glücklich werden kann. 

Dass man in Münster gerne Leeze fährt, weiß Bachelor-Absolventin Tjorven Thorwesten spätestens seit ihrem Designstudium in Deutschlands Fahrradhauptstadt. Dass Radfahren auch in Münster nicht ganz ungefährlich ist, belegt leider die Unfallstatistik. Aus diesem Grund hat die Absolventin eine Gaming-App entwickelt, die heikle Radfahrsituationen in Münster simuliert. Als spielende Person fährt man zum Beispiel über die Promenade und muss dabei blitzschnell auf Hindernisse wie Fußgänger oder Baustellengitter reagieren. Alles, wie im echten Leben.

Mit dem Fahrrad hat sich auch Bachelor-Absolvent Jonas Riedel auseinandergesetzt und mit "Drehsel" ein flexibles Transportmittel umgesetzt, das sowohl als Fahrradanhänger als auch als Sackkarre genutzt werden kann, um sperrige und schwere Lasten zu befördern. Ein recht imposantes Funktionsmodell im Maßstab 1:1 war Teil der Ausstellung.

"Zwischen Hoffnung und Asphalt" lautet der Titel der Bachelorarbeit von Jannis Kuberski. Der Absolvent hatte sich mit seiner Kamera in Münster auf die Suche nach Menschen gemacht, die obdach- oder wohnungslos sind oder waren und deren Geschichten und Schicksale in einem Fotobuch zusammengetragen. Die Fotos zeugen davon, dass zwischen dem Fotografen und den Fotografierten eine starke Nähebeziehung aufgebaut werden konnte.

Dass "Stress" krank machen kann, ist hinlänglich bekannt. Doch wie damit umgehen, wenn einem alles zu viel wird? Absolventin Taria Schneiders hatte am eigenen Leib erfahren, dass die Grenzen zwischen Stress, Burnout und einer beginnenden Depression fließend sein können. Passend zum Thema hat sie ein Stress-Workbook entworfen, das Betroffenen helfen soll, reflektierter mit Belastungssituationen umzugehen.

Eines anderen Gesundheitsthemas haben sich die Master-Absolventinnen Suzin Anna Prozesky und Mia Minkiewicz angenommen und sich mit Krebsbehandlung von Kindern auseinandergesetzt. Allein die Diagnose stellt viele Familien vor eine extreme und hochemotionale Herausforderung - auch, was die Behandlungsoptionen angeht. Eine der Möglichkeiten, die Krebszellen zu zerstören, stellt die Strahlentherapie dar. Da vor allem für Kinder die belastenden und unbekannten Prozesse der Behandlung mit Ängsten verbunden sind, haben die Master-Absolventinnen genau hier angesetzt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) konnten sie wichtige und praxisnahe Einblicke erhalten, um am Ende PROTO zu entwickeln, eine App, die Kinder und deren Familien in der Zeit der Protonenbestrahlung unterstützen soll. Ein eigens konzipiertes Kuscheltier in Form eines Otters gehört ebenfalls zu dem Projekt.

"Wegen KI sind wir doch eh bald alle arbeitslos, oder nicht?" Diese Frage beschäftigt Arbeitnehmende im Allgemeinen, Illustrator*innen im Speziellen. Auch Master-Absolvent Gianluca Scigliano sah sich als Gestalter mit einer Technologie konfrontiert, die er anfangs weder verstand noch richtig einschätzen konnte. Daher ergriff er die Flucht nach vorn und unternahm in Co-Autorenschaft mit freiwilligen Kolleg*innen spielerische Experimente im Umgang mit KI. Sein Mut wurde belohnt: seine Master-Arbeit wurde vom Beirat des Fachbereichs als beste des Semesters ausgezeichnet. Gestaltet hat der Absolvent u.a. einen eindrucksvollen Bildband mit zahlreichen künstlerisch anmutenden, beinahe schon realistisch wirkenden Darstellungen, die in fremde und futuristische Welten entführen. Die Bilder lassen sich kaum beschreiben - man muss sie gesehen haben.

Als beste Bachelor-Arbeit des Semesters zeichnete der Beirat das Projekt "Unverantwortlich" von Anna Kempkes und Hella-Maria Günst aus. Die Absolventinnen befassten sich mit dem Phänomen "Mom Shaming", bei dem Mütter kritisiert, beschämt oder verurteilt werden, weil sie Dinge tun, die von anderen als unangemessen oder falsch angesehen werden. Ihr aufwendig produzierter Frame-by-Frame-Animationsfilm macht auf das Phänomen aufmerksam und zeigt eine Mutter auf ihrem täglichen Spießrutenlauf.

Die Ausstellung Parcours stellte neben den genannten noch gut 100 weitere Arbeiten in über 20 Räumen zur Schau. Diese machten sowohl die Leidenschaft für sowie den geschaffenen Mehrwert durch Design verständlich und dokumentierten zugleich, dass sich die Studierenden der MSD mit vielfältigen Fragestellungen befassen, um Lösungen mithilfe von Design anzubieten. 

Die Vernissage der Ausstellung begann am 9. Februar um 20 Uhr. Am Samstag und Sonntag (10. und 11. Februar) konnten Interessierte die Ausstellung von 11 bis 18 Uhr besuchen. Die Absolvent*innen waren vor Ort, um ihre Arbeiten zu präsentieren und die dahinterstehenden Ideen und Prozesse zu erläutern. Der Eintritt war wie immer frei.

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