INSIDE / Projektraum 204

Benjamin Lehmann & Claas König / Der Strom

Ein latenter »Kreativitätsstrom« wird audiovisuell sichtbar gemacht, »angetrieben« durch die angezapften Energiequellen der Hochschule, Professoren, Dozenten und Studenten. Aus einem Deckenschacht rauscht mittels eines Projektors ein Wasserfall herunter und wird als »Fluss« durch Fernsehapparate weitergeleitet. Eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen dem Angebot der Lehre und der Nutzung durch die Studierenden wird aufgezeigt und lässt beides als Symbiose wachsen.

Miriam Geschwandtner/ Farbraum

Die Anonymität des Raumes zu Beginn des Semesters - leer und ohne persönliche Hinterlassenschaften - war Ausgangspunkt der Idee. Mit der semitransparenten Farbgestaltung auf den Fensterscheiben verändert Miriam Geschwandtner die Anmutung und Ausstrahlung des Raums und gibt die Möglichkeit der persönlichen Identifikation.

Claas König / Freigelegt

Beim Entfernen alter Tapeten kommen oft die skurrilsten Farben und Muster zum Vorschein. Frühere Schichten setzen Phantasien frei, wie es in dem Raum einmal ausgesehen haben könnte und wer diesen wohl bewohnt hat. Claas König rekonstruiert eine »Freilegung« und projektiert seine Vorstellung einer möglichen früheren Nutzung auf eine bestimmte Raumecke. Mit einigen wenigen vertrauten Gegenständen und Raumelementen legt er eine Fährte und regt den Betrachter an, die Geschichte des Raums gedanklich weiter zu führen.

Jens Könen & David Lederer/ Ceci n'est pas une table

Aufgabe des Gestalters ist es, die Wahrnehmung für scheinbar einfache Formen und Funktionen zu schärfen. Dazu regen Jens Könen und David Lederer durch die Entfremdung, Fragmentierung und Neupositionierung der denkbar einfachsten Möbel, nämlich Tisch und Stuhl, an. Dies gelingt auch, indem sie die gewohnte Benutzung der Möbel aufheben. Die Möbelfragmente sind scheinbar unauflöslich als skulpturale Zitate mit der Wand verbunden und geben vor, den Raum zu durchdringen.

Stefan Kaetz, Florian Leitl / Beyond (Part1)

Beyond (engl. = darüberhinaus) hat zum Ziel, Raumgrenzen aufzuheben, ungewöhnliche Ein- und Ausblicke zu gewähren, neue Blickwinkel zu eröffnen und die voyeuristische Neigung des Betrachters zu befördern. Vier Würfel mit runden Öffnungen, die chamäleonartig die Oberflächenstruktur- und Farbe der jeweiligen Raumebene adaptieren, stülpen sich plastisch in den Raum. Diese »Öffnungen« ermöglichen eine Neuorientierung und Bewusstmachung von tatsächlichen und fiktiven »Nachbarschaften« des Darunter, Daneben und Dahinter.

Sebastian Kempf / into the blue

Der Ort der Lehre wird umgedeutet zu einem Ort des magischen Erlebens. Dazu dienen die Elemente Wasser, Licht und die Farbe Blau. Ausgangspunkt der Arbeit ist ein Schacht in der Decke, der von zwei Balken durchzogen ist. Über einen Beamer wird der Film einer bewegten Wasseroberfläche auf einen dort befestigten Spiegel projiziert, welcher diesen wieder zurück auf einem Teppich aus weißem Zucker wirft. Die Maße des Raums entsprechen sowohl denen der Projektionsfläche als auch der Schachtkonstruktion.

Jens Könen / JETDG

Die Initialien »JETDG« geben die Lösung und das Ziel des überdimensionierten Schiebepuzzles vor: »JEDER EIN TEIL DES GANZEN«. Als Ganzes bezieht es sich auf den Arbeitsraum, und im Einzelnen repräsentieren die Puzzleteile die individuellen studentischen Beiträge zum Thema »Raum«. Das Schieben der schwarzen Lettern auf weißem Grund bringt immer neue »Gesichter« hervor und es entstehen ständig sich verändernde (typo)grafische Muster und architektonische Versatzstücke.

Andre Baran / Die Baustelle

Die Wandillustration im Projektraum ist gleichzeitig Metapher und Motiv für die »Baustelle im Breit-Wand-Format« von Andre Baran. Durch die umtriebige Arbeitsatmosphäre angeregt, entwickelt er Umrisszeichnungen der Akteure mit farbigen grafischen Setzungen, die er in Originalgröße auf die Wand bannt, und fixiert sich zeichnerisch »über Eck« selbst als Gestalter seines Werks.

Alisa Westermann / Taped

»Taped« beschreibt einen Raum im Raum, der sich einerseits dem Raum anpasst, andererseits unabhängig vom Umraum »funktioniert«. Der Betrachter ist aufgefordert das »Gehäuse« zu erleben und zu umlaufen, um das unterschiedliche Farb-, Licht- und Schattenspiel wahrzunehmen. Der Text auf den bunten Klebebändern, die eigentlich für Verpackungen vorgesehen sind, mahnt zur Vorsicht, suggeriert Gefahr und Zerbrechlichkeit und verstärkt die Ambivalenz der Raumwahrnehmung, die vom Erlebnisraum bis zum Käfig reichen kann.

Neele Böckmann / Drahtseilakt 1

Durch Verspannungen von Seilen unter der Decke des Raumes und darauf tanzenden Drahtfiguren visualisiert Neele Böckmann den Akt des kreativen Prozesses, der in »unseren Köpfen« stattfindet. Die filigrane und schwebende Anmutung der Akteure steht für flüchtige Gedankenskizzen und Ideen, die durch ihre Materialisierung wahrnehmbar und greifbar werden.

Nadine Kunz & Marcel Hollmann / Licht Einfall

Einfallende Lichtstrahlen zu visualisieren und zu materialisieren, den Leerraum zwischen Lichtfenster und Projektion an der Wand zu füllen, den Weg des Lichtes aufzuzeigen und den Verlauf der Lichtstrahlen »nachzuzeichnen«, ist der gestalterische Ansatz dieses Projekts.
Ausgehend vom Fenster bis zur imaginären Projektionsfläche werden im abgedunkelten Raum weiße Wollfäden verspannt. Schwarzlichtröhren tauchen die künstlichen Lichtstrahlen in kaltes Blau und erzeugen einen dreidimensionalen Lichtkegel.

Stefan Kaetz / Sprach Raum

Diese typografische Arbeit bezieht sich auf raumbildende Elemente und dazugehörige Objekte des Raums. Ihr zugrunde liegen Redewendungen, die wörtlich genommen sind und sinnbildlich für studentisches Handeln stehen können. Die entscheidenden Begriffe, die sich auf bestimmte Elemente des Raums beziehen, sind ausgelassen und durch Klammern ersetzt, die exakt den »Ort« des fehlenden Wortes umfassen.

Ute Wibral / Horror Vacui 1

»Horror Vacui« bezeichnet die Tendenz, eine gegebene Fläche ornamental so zu füllen, dass das Ornament stärker in Erscheinung tritt als das architektonische Volumen. Zielort von Ute Wibrals »Beweisführung« und Gestaltung ist ein Mauervorsprung, der den Treppenaufgang zum Dachboden in sich birgt. Die dem Raum zugewandten Seiten bemalt sie mit einem wuchernden Muster und kombinierte es mit einem auf Papierstreifen typografierten Definitionstext.

Svenja Limke / Zeichen der Zeit 2006

Bei ihrer Recherche hat Svenja Limke eine Risslinie in der Wand zwischen zwei Heizkörpern als vorgegebenes Element entdeckt und darauf ihre Gestaltung aufgebaut. Bei jedem Menschen verrät die unterschiedliche Ausprägung der Handlinien etwas über ihn selbst, genau wie der Riss in der Wand, etwas über das Alter und die Geschichte des Gebäudes aussagt. Die Risslinie überführt sie in eine Grafik und fügt eine Legende zur Geschichte der FH hinzu. Die »Zeichen der Zeit« werden positiv besetzt in einer Momentaufnahme festgehalten.

OUTSIDE / FH-Gebäude

Joseph Rössler / Eis

Über einen Umweg lenkt Joseph Rössler den Blick der Anderen auf die Orte seiner Wahl. Er friert die Fotoabzüge in Eiswürfel ein und ordnet diese - jeweils in kleinen Metallbecken - den acht Standorten zu. Gleichzeitig leitet er einen Prozess ein, der mit dem Schmelzen des Eiswürfels beginnt und im Laufe der Zeit die »Farbe« des Fotos verändert, obwohl es sich hier um Schwarzweiß-Fotos handelt. Er nutzt die chemische Reaktion der Fotoschicht mit dem Wasser und setzt eine sinnbildliche Parallele zur studentischen »Entwicklung«.

Sebastian Kempf / Fuge

Eine Fuge ist per Definition ein Spalt oder Zwischenraum zwischen zwei Bauteilen. Oft wird übersehen, dass dieser Zwischen-Raum mindestens so interessant ist wie sein Um-Raum. Um die Fuge als »Raum« sichtbar zu machen stellt er folgende »Spielregeln« auf: eine Linie aus blauem Pigment beschreibt den Weg in das Gebäude und folgt dabei nur den Fugen zwischen den Wegplatten, immer bis zur nächsten Kreuzung, an der jeweils eine Richtungsentscheidung getroffen wird. Der Weg wird solange beschrieben, bis es nicht mehr weitergeht, sei es aus Mangel an Fugen oder aus Mangel an Pigment.

Andre Baran / Die (Fl)uhr

Es geht um Zeit, die ewige, unermüdliche, unaufhaltsame, vorbeirasende, kostbare und ständig fehlende Zeit. Was darüber hinaus thematisiert wird, ist die Zeit an einem öffentlichen Ort, den täglich Hunderte von Menschen frequentieren. Davon ausgehend, dass die Uhr der FH die Zeit korrekt wiedergibt, wird behauptet, dass sie in Wirklichkeit ganz anderes tickt und hinterfragt, ob die Zeit auch dann läuft, wenn an einem bestimmten Ort absolut nichts passiert. Die Installation »(Fl)uhr« repräsentiert die »wirkliche« Zeit der FH, denn sie steht still, wenn die Studenten gehen und läuft, wenn sie wiederkommen.

Schöner Wohnen / Marcel Hollmann

Die Installation im Treppenhaus der FH bezieht sich thematisch auf die verzweifelte Wohnungssuche der Studenten am Semesteranfang. Die Nische unter der Treppe mit dem Metallgeländer erinnert an ein kleines Zimmer mit Balkon, kalt und unkomfortabel - ein alltäglicher Anblick auf der Suche nach der optimalen und bezahlbaren Wohnung. Für die »Raumausstattung« setzt Marcel Hollmann ganz einfache Materialien ein: Jede Menge Zeitungen und Sprühfarbe und als einzige menschliche Hinterlassenschaft einen alten Schlafsack.

Janine Bertet / Specularia

Janine Bertet verwandelt das schmale hohe Sprossenfenster über der Eingangstür der FH in ein farbenfrohes Buntglasmosaik. Die sechs Fensterflächen zeigen Motive, die den Prozess des Studiums symbolisieren. Den Grundstein der dargestellten Szenen bilden die Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse und die Möglichkeit, jederzeit auf einen großen Fundus an Wissen zurückgreifen zu können. Darauf bauen die Phasen der Kreativität, des Projektierens und der Zusammenarbeit auf, an deren Ende das Ergebnis, der Abschluss, und der buchstäbliche Griff nach den Sternen stehen.

Sharmila Lückerts / Schattenmenschen

Beim Verlassen der FH beobachtet Sharmila Lückerts, wie Studenten zwischen den türkisen Säulen zusammenstehen, sich unterhalten, das Fahrrad abschließen oder in ihren Taschen kramen. Dabei werden einzelne Körperteile, wie Beine, Po oder Kopf  durch die Säulen verdeckt – was sehr komisch und fremd anmutet. In der Installation »Schattenmenschen« greift sie diese Beobachtungen auf, sägt die Figuren aus Sperrholz aus, bemalt sie türkis und bringt sie als »Nachbild« an den Ort des Geschehens zurück.

Stefan Kaetz, Florian Leitl / Beyond (Part 2)

Die »Raumerforschung« wird um vier »Schaukästen« erweitert, die auf dem Fußboden des Flurs, dem Stadtplan von Münster, in einem abgestellten Schreibtisch und auf dem Rasen im Pausenhof installiert sind. Die entdeckten Szenarien werden immer kurioser, örtlich entfernter oder in die (Zeit)Geschichte zurückversetzt: Ein Esstisch für die Putzfrauen im Keller, der Aasee bei Regen, eine Katze, die fortwährend eine Maus frisst oder der Brief eines SS-Schülers, über den Gras gewachsen ist.

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