ENGLISH

Quantenphysik-Crashkurs in zehn Minuten: Zweiter „Studi Slam“ in Steinfurt

Beim zweiten „Studi Slam“ auf dem Technologie-Campus Steinfurt präsentierten Studierende unserer Hochschule auf unterhaltsame Art wissenschaftliche Themen – von Quantenphysik bis Passwortknacken, von Geschichtslektionen bis Umweltschutz.

Wissenschaft und Forschung verständlich, unterhaltsam und in aller Kürze präsentieren – darum geht es bei einem Science Slam. Prof. Dr. Samir Salameh, der am Fachbereich Chemieingenieurwesen auf dem Technologie-Campus Steinfurt unserer Hochschule lehrt, ist selbst engagierter Science Slammer. „Es ist eine bestimmte Form der Wissenschaftskommunikation. Und es wird immer wichtiger, Erkenntnisse aus der Forschung in die Gesellschaft zu tragen“, sagt er. Seit vergangenem Jahr bringt er interessierten Studierenden in einem neuen Seminar bei, wie man einen Science Slam konzipiert und aufführt. Die aktuellen Ergebnisse präsentierten Marina Peters, Marvin Schattauer, Jan Vinkenvleugel und Simon Große Beckmann nun beim zweiten, vom Gemeinsamen Fachschaftsrat Steinfurt (GFSR Steinfurt) organisierten „Studi Slam“. Zehn Minuten hatten sie für ihre Themen jeweils Zeit – und dann bewertete das Publikum, welcher Vortrag den Science Slam gewinnt.

„Wollen Sie bei uns arbeiten? Wir haben Diamanten.“ Mit dieser knappen Anfrage ist Physikingenieurwesen-Studentin Marina Peters ein Job als Mitarbeiterin im Labor für Quantentechnologie unter Leitung von Prof. Dr. Markus Gregor angeboten worden. „Diamanten gibt es dort, aber die befinden sich im unteren Mikrometerbereich und sind fast so groß wie Sandkörner“, sagte sie und musste lachen. Die Welt der Quantenphysik erklärte sie beim Studi Slam in einem zehnminütigen Crashkurs und gab dabei auch kurzen Abriss über die Geschichte der wissenschaftlichen Disziplin. Der deutsche Physiker Max Planck entdeckte, dass Licht nicht kontinuierlich, sondern in kleinen, unteilbaren Dosen von einer Glühbirne abgestrahlt wird – den sogenannten Quanten. Dafür stellte er eine entsprechende Formel zur Berechnung von Strahlung auf. Die erste Quantenrevolution ermöglichte Technologien wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Elektronenmikroskopie, in der zweiten Quantenrevolution ging es unter anderem um Quantencomputer und Quantensensoren.

Peters nun beschäftigt sich im Quantenlabor unter anderem mit Stickstoff-Fehlstellen in Diamanten. Wenn man grüne Photonen auf so einen roten Diamanten schieße, kommen dabei rote Photonen heraus. „Aber der Diamant ist magnetisch manipulierbar. Durch einen Magneten wird die Strahlung dunkler – und wenn man das messen kann, wird daraus ein Quantensensor.“ Für ihren ebenso unterhaltsamen wie auch lehrreichen Kurzvortrag gewann Peters den „Studi Slam“ – das Publikum zückte Höchstnoten auf einer Skala von eins bis zehn.

Den zweiten Platz belegte Große Beckmann. Es ging um „Passwörter im Club“: Der Informatiker erklärte, mit welchen Methoden Hacker*innen an Passwörter und Nutzerdaten gelangen können – etwa durch Entschlüsselungen und Algorithmen – anhand des Beispiels, wie man an einem Türsteher vorbeikommt, um in einen Club zu gelangen.

Maschinenbauer Vinkenvleugel präsentierte „Geschichten aus der Geschichte“. Er zeigte, was man auch aus naturwissenschaftlicher Sicht aus der Vergangenheit lernen könne. Anhand der HMS Habakkuk etwa, einem von den Briten im zweiten Weltkrieg geplanten Flugzeugträger, der aus einem Gemisch aus Eis und Sägespänen konstruiert werden sollte, da Stahl damals knapp war. Pläne dafür lagen letztlich vor. Aufgrund des enormen Aufwands wurde das Schiff jedoch nie gebaut. „Doch man kann daraus etwas lernen“, fand Vinkenvleugel. „Die Welt und ihre Ressourcen sind endlich. Ingenieurinnen und Ingenieure müssen mit dem Mangel umgehen können und Lösungswege für ein gutes Produkt finden.“

Schattauer wiederum eröffnete den Abend mit einem Slam zum Thema Umweltschutz und Greenwashing durch Ölkonzerne. „Ich verstehe Umweltschutz inzwischen auch als Schutz vor der Umwelt“, sagte er eingangs. Denn wenn Ereignisse wie Starkregen oder Sturzfluten auftreten, müsse man vorbereitet sein und Städte klimaresilient gestalten – etwa durch das Schaffen von Grünflächen auf Dächern und Fassaden, um Wasser zu speichern, oder das Anlegen von Retentionsflächen wie tiefergelegte Sportplätze, in die im Falle einer Sturzflut das Wasser gefahrlos geleitet werden kann. Bestimmte Firmen, die jedoch aufgrund ihrer Arbeit zum Beispiel im Mineralöl-Sektor die Umwelt gefährden, würden sich im Laufe der Jahre immer mehr „grün“ zeigen und etwa ihre Logos entsprechend modifizieren, doch zum Umweltschutz selbst nichts beitragen.

Für ihre Vorträge teilten sich Schattauer und Vinkenvleugel jeweils den dritten Platz in der Publikumsgunst. Doch was alle Vorträge zeigten: Wenn man es richtig angeht, können bei einem Science Slam auch spezifische wissenschaftliche Themen anschaulich, niedrigschwellig und kurzweilig einer Öffentlichkeit nähergebracht werden.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken