Fachleute diskutieren Reformbedarf des Rettungsdienstes

Immer mehr Einsätze, höhere Arbeitsbelastung und Frust bei den Beschäftigten: Der Rettungsdienst steht vor großen Herausforderungen. Jetzt diskutierten Fachleute den Reformbedarf – mit dabei war auch Prof. Dr. Christopher Niehues von unserer Hochschule.

Der Rettungsdienst steht vor großen Herausforderungen: Versorgungsdefizite im ärztlichen und pflegerischen Bereich führen zu immer mehr Einsätzen, einer höheren Arbeitsbelastung und sorgen für Frust unter den Beschäftigten. Den Reformbedarf des Rettungsdienstes diskutierten jetzt Teilnehmer*innen beim Enneker-Forum am Tegernsee. Als Vertreter der Wissenschaft war Prof. Dr. Christopher Niehues von unserer Hochschule dabei. Der Experte für ökonomische und rechtliche Aspekte der Notfallversorgung hat bereits vor zehn Jahren als Einzelsachverständiger des Bundestages das Gesetzgebungsverfahren zum Notfallsanitäter begleitet und anschließend das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales beraten.

„Der Reformbedarf ist enorm. In den nächsten Jahren gehen viele Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner in den Ruhestand, ohne eine Nachfolge gefunden zu haben“, sagt Niehues. Der Fachkräftemangel in der Pflege und im Rettungsdienst werde sich ebenfalls verstärken. „Gleichzeitig liegen wir bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen weit zurück.“ Erschwerend komme hinzu, dass es im Gegensatz zu Arztpraxen und Krankenhäusern keine bundeseinheitlichen Qualitätsstandards im Rettungsdienst gebe.

Beim Enneker-Forum diskutierten die Teilnehmer*innen Lösungsansätze. „Im Mittelpunkt steht dabei die Steuerung und Versorgung von Patientinnen und Patienten, die keine zeitkritischen Notfälle sind. Dazu bedarf es einer Vernetzung der Rettungsleitstellen und der 116117, dem Patientenservice der kassenärztlichen Vereinigung“, so Niehues. Zusätzlich seien nichtärztliche neue Berufsbilder wie zum Beispiel Gemeindenotfallsanitäter*innen zu etablieren. „So können Hausärztinnen und -ärzte entlastet und gleichzeitig neue Perspektiven für Rettungsdienstpersonal geschaffen werden.“

Da es langfristig auch weniger Standorte für Notärzt*innen und somit auch weniger Einsätze geben werde, komme dem Berufsbild der Notfallsanitäterin oder des Notfallsanitäters eine noch größere Bedeutung zu, so der Hochschullehrer. Deshalb sei es wichtig, Lehrkräfte, die Notfallsanitäter*innen ausbilden, bestmöglich zu qualifizieren. Die FH Münster bietet daher den Studiengang Berufspädagogik im Gesundheitswesen mit einer eigenen Fachrichtung Rettungswesen an. Interessierte können sich noch bis zum 15. August bewerben.

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