Leuchtturmprojekt Zentrum für interprofessionelle Therapie und Prävention (ZiTP) ist eröffnet

An unserer Hochschule hat das Zentrum für interprofessionelle Therapie und Prävention (ZiTP) eröffnet. Es vereint die Säulen Therapie, Prävention, Lehre und Forschung in Ergo-, Logo- und Physiotherapie – und ist damit bundesweit einzigartig.

Ein Leuchtturmprojekt und bundesweit einzigartig: Am Freitag (1. März) hat am Johann-Krane-Weg in Münster das Zentrum für interprofessionelle Therapie und Prävention (ZiTP) an unserer Hochschule eröffnet. Bei einem Tag der offenen Tür konnten alle Interessierten mit dem Team ins Gespräch kommen, mehr über das Konzept erfahren und Geräte und Anwendungen unter Anleitung der Therapeutinnen ausprobieren, wie etwa den Vibrationstrainer oder die Kletterwand, oder sich auf eine virtuelle Reise durch den menschlichen Körper begeben. Bei einer After-Work-Lecture zum Thema „Long/Post-COVID aus interprofessioneller Sicht“ referierten Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis zu ihrer Sichtweise auf die Versorgung der Betroffenen.

„Das ZiTP versteht sich als Reallabor, das die vier Säulen Therapie, Prävention, Lehre und Forschung vereint“, erklären die Therapiewissenschaftlerinnen Prof. Dr. Anke Kohmäscher und Prof. Dr. Marion Grafe, die das Zentrum gemeinsam leiten. „Hochschulisch qualifizierte und erfahrene Therapeutinnen der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie arbeiten hier zusammen im Team.“ Das therapeutische Angebot des ZiTP richtet sich insbesondere an Patient*innen, die von einer interprofessionellen Zusammenarbeit profitieren, beispielsweise bei neurologischen Erkrankungen wie einem Schlaganfall oder Multipler Sklerose. Kurz erklärt: Patient*innen kommen mit einer Heilmittelverordnung ins ZiTP, beispielsweise für Physiotherapie. „Die behandelnde Physiotherapeutin macht dann das Erstgespräch und die Diagnostik. Wenn die Betroffen einverstanden sind, besprechen wir den Fall interprofessionell im Team. Gegebenenfalls schlagen wir den Betroffenen und behandelnden Ärztinnen und Ärzten dann eine andere Art oder Ergänzung der Therapie vor, zum Beispiel Gruppentherapie oder eine – zeitlich anschließende – ergotherapeutische Behandlung, wenn uns diese im interprofessionellen Austausch als sinnvoll erscheint. Denn beispielsweise neurologische Erkrankungen sind oft sehr komplex und nicht eindimensional zu betrachten“, erklärt Grafe.

Mit dem ZiTP möchte das Team auch den Praxisbezug der therapie- und pflegebezogenen sowie berufspädagogischen Studiengänge unserer Hochschule stärken. „Wir haben nun die Möglichkeit, mit fallorientiertem Lernen über Videoaufzeichnungen aus dem ZiTP und die Dokumentation der Therapeutinnen echte Beispiele aus der Praxis in den Seminaren zu besprechen und die Fallverläufe mitzuerleben – immer vorausgesetzt, die Patientinnen und Patienten stimmen dem zu. Die Studierenden werden aber nicht selbst behandeln“, erklärt Kohmäscher. Am Beispiel des ZiTP lernen die Studierenden zudem das betriebswirtschaftliche Führen einer Einrichtung – vom Businessplan über das Qualitätsmanagement bis zur Einstellung und Bindung von Personal.

Mit seinem bundesweit einzigartigen Konzept – den vier Säulen und der interprofessionellen Zusammenarbeit – sei das ZiTP keine Konkurrenz zu bestehenden Therapiepraxen, betonte FH-Vizepräsident Carsten Schröder in seiner Begrüßung der Gäste. „Das haben wir sehr frühzeitig mit den zulassenden Stellen besprochen.“ Das ZiTP ergänze bestehende Versorgungsangebote in der Region. „Interprofessionalität ist die Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts, die das ZiTP in allen vier Säulen aufgreift“, so Schröder.

Die anschließende After-Work-Lecture stieß bei Fachpublikum und Betroffenen auf großes Interesse. Eine Erkenntnis hatten alle Referent*innen mit ihren unterschiedlichen Disziplinen gemein: „Besonders bei Long/Post-COVID, einer Erkrankung, die so vielfältig in ihren Auswirkungen und Symptomen ist und ihre Therapie noch so wenig erforscht, ist eine interprofessionelle Herangehensweise besonders wichtig“, so der Konsens der Expert*innen. Zur Versorgung aus einer Reha-Perspektive referierte Prof. Dr. Thorsten Meyer-Feil von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zur neuropsychologischen Perspektive informierte Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann von unserer Hochschule, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Prof. Dr. Klaus Peikenkamp derzeit die Ergebnisse zweier Machbarkeitsstudien auswertet, in der die Wirksamkeit einer moderaten Kälteexposition sowie einer Sauerstoffbehandlung untersucht wurden. Im Anschluss erklärten Logopädin Cordula Winterholler und Physiotherapeutin Silke Filipovic die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Herangehensweisen ihrer Berufsgruppen.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken