Gardemann wartet auf Abreise in das Katastrophengebiet

Professor der FH Münster baut mit DRK-Team Zelthospital voraussichtlich in Sri Lanka auf


Prof. Joachim Gardemann, hier im Einsatz im iranischen Erdbebengebiet von Bam
Münster (4. Januar 2005). Der Koffer mit tropentauglichen Utensilien ist gepackt. Prof. Dr. Joachim Gardemann wartet auf den Anruf aus Berlin. Jeden Moment kann vom Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes dort das Aufbruchsignal kommen. Das Reiseziel indes ist noch ungewiss. "Sri Lanka", vermutet Gardemann. Sicher ist nur, dass er in Kürze als Mitglied eines zehn- bis zwölfköpfigen Teams ein großes Zelthospital im südasiatischen Katastrophengebiet errichten und in Betrieb nehmen wird.

Gardemann, der an der Fachhochschule Münster das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe leitet, gehört zum "Emergency Response Team" des Deutschen Roten Kreuzes. Die Aufgabe der freiwilligen Helfer besteht darin, in Krisengebieten die Basisgesundheitsversorgung sicherzustellen. Das geschieht einerseits über kleinere Basisstationen, die binnen weniger Tage einsatzbereit sind. Der Kinderarzt aus Münster half im vergangenen Jahr gleich zweimal, solche acht Zelte umfassende Stationen zu errichten und die ärztliche Versorgung aufzunehmen: im Iran und in Dafour (Sudan). Diesmal wird Gardemann mithelfen, rund 30 Zelte samt medizinischer Ausrüstung und dem Bedarf eines 120 Betten zählenden Krankenhauses vom Flughafen Köln-Bonn aus nach Südasien zu bringen und dort aufzubauen. "Der genaue Einsatzort wird im Moment noch mit den regionalen Partnern innerhalb der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften und den Regierungen abgestimmt", erklärt Gardemann. Zehntausende von Helfern dieser Föderation seien seit der ersten Stunde nach der großen Flut im Einsatz. Jetzt komme es darauf an, für die künftigen Wochen und Monate den optimalen Standort für die weitere gesundheitliche Versorgung zu finden. Gardemann: "Ganz entscheidend ist die Vermeidung von Massenerkrankungen, beispielsweise durch Cholera." Daher würden dem Team neben Ärzten, Hebammen und Assistenten auch Ingenieure angehören, die für Aufbereitung von Wasser verantwortlich sind. Gardemann rechnet damit, dass sein Einsatz rund drei bis vier Wochen dauern werde. "Mehr geht auch gar nicht, danach ist man körperlich nicht mehr in der Lage, verantwortungsvoll zu arbeiten", weiß Gardemann aus Erfahrung. Schon beim Aufbau des Hospitals gerate das Team das erste Mal an seine Grenzen. Auf Einsätze dieser Art verzichten möchte Gardemann aber dennoch um keinen Preis. "Ich bin froh, dass mir die Hochschule den Freiraum dafür gibt", so der Hochschullehrer, der gemeinsam mit mehreren Fachbereichen zurzeit einen Master-Studiengang "Emergency Response" vorbereitet. Gardemann: "Die Fachhochschule Münster verfügt über ein großes thematisches Spektrum und vielfältige Kontakte." Durch die Kompetenzen in den Bereichen Infrastruktur und Gesundheit und die hochschulübergreifende Kooperation am Standort Münster seien die denkbar besten Voraussetzungen gegeben, für die internationale humanitäre Hilfe sowie die Gefahrenabwehr im Inland ein nachhaltiges Forschungsnetzwerk und ein weltweit respektiertes Lehrangebot als Referenzeinrichtung des Internationalen Roten Kreuzes (IFRC) aufzubauen.
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