Inklusion mit Bilderbüchern
Julia Wand, Studentin der Münster School of Design (MSD) unserer Hochschule, gestaltete in ihrem Bachelorprojekt ein Kinderbuch mit Tieren. Das Besondere: Das Buch vermittelt anhand von Illustrationen Gebärdensprache.

Julia Wands Bachelorprojekt: Ein selbst illustriertes Kinderbuch mit dem Titel „groß & klein“. (Foto: FH Münster/Ana-Lena Spiekermann)

Das Bilderbuch vermittelt nicht nur Gegensätze anhand von Bildern, sondern auch wie diese jeweils mit Gebärden ausgedrückt werden. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)

Entstehung der Illustrationen für das Bilderbuch. (Foto: privat)

Parcour 2024: Julia Wand stellt ihr Bilderbuch "Groß und klein - Gegensätze mit Tieren entdecken" vor. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)

Das Buch trägt den Titel "groß & klein". (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)
Wie bei den meisten Menschen waren Kinderbücher Julia Wands erster Kontakt zu Illustrationen. Anders als für die meisten stand für sie damals aber schon fest: „Das möchte ich später auch machen!“ Und genau das tat die Design-Studentin der FH Münster in ihrem Abschlussprojekt – jedoch mit einem besonderen Dreh: Das Buch vermittelt Gebärdensprache anhand der Illustrationen.
„Während des Studiums hatte ich bereits im Rahmen verschiedener Projekte einzelne Seiten illustriert, aber ich wollte das unbedingt auf ein ganzes Buch ausweiten. Von vorne bis hinten", erklärt Wand die Entstehung ihrer Idee. Inhaltlich inspiriert wurde sie dabei von einer Freundin, die als Sonderpädagogin arbeitet und Wand darauf aufmerksam machte, dass es nur eine geringe Auswahl an Kinderbüchern gibt, die Gebärdensprache einbeziehen.
So entstand der Plan, ein Bilderbuch zu gestalten, in dem die Gebärden von Tieren und passende Eigenschaftswörter durch Illustrationen visualisiert werden. „Vor meinem Bachelorprojekt hatte ich keinen Bezug zur Gebärdensprache, dabei sind so viele Menschen darauf angewiesen. Es ist schade, dass es nicht mehr Bücher für Kinder gibt, die das thematisieren."
Um sich das nötige Wissen anzueignen, recherchierte die Studentin ausgiebig und tauschte sich mit Expert*innen aus. „Ich habe beispielsweise einen Kindergarten für gehörlose und schwerhörige Kinder besucht, in dem Gebärdensprache zur Kommunikation genutzt wird. Dort war ich dann einmal diejenige, die nicht alles verstanden hat.“ Diese Erfahrung half ihr nicht nur dabei, die Zielgruppe besser kennenzulernen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Bedeutung der Gebärdensprache zu entwickeln.
Wand betont jedoch, dass sich ihr Buch nicht ausschließlich an gehörlose Kinder richtet. „Auch hörende Kinder können und sollten von der Inklusionsidee profitieren. Inklusion betrifft uns alle und wir alle können einzelne Sätze und Wörter in unterschiedlichen Sprachen sprechen. Warum also nicht auch Gebärdensprache lernen und Kinder von Beginn an dafür sensibilisieren?" Der Austausch mit den Erzieher*innen im Kindergarten war für die Studentin während ihres Projektes besonders wertvoll. Dabei ging es nicht nur um die Gebärdensprache selbst, sondern auch um das Besprechen von Skizzen und darum, wie diese für Kinder noch ansprechender gestaltet werden können.
Tiere als Motiv boten sich an, da sie für Kinder besonders ansprechend und lebensnah sind. Doch in dieser Idee steckten auch Herausforderungen: Um Gebärden in einem Bild verständlich darstellen zu können, ist es wichtig, dass die Handbewegungen nicht zu komplex sind und idealerweise aus nur einer einzigen Bewegung bestehen. Deshalb kamen einige Tiere nicht in Frage. Ein weiterer Aspekt, den Wand anfangs unterschätzt hatte, war der enorme Arbeitsaufwand, der in einem solchen Buch steckt. Besonders das Zeichnen von Händen erwies sich als anspruchsvoll. „Das kann ich jetzt aber echt gut“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Neben den künstlerischen Fertigkeiten nahm Wand aus diesem Projekt auch ein vertieftes Wissen und eine Sensibilisierung für Gebärdensprache mit, die sie gerne in die Gesellschaft tragen möchte. Ihr Ziel ist es, Menschen in ihrem Umfeld zu sensibilisieren und Denkanstöße zu geben. Dass es bislang nur ein gebundenes Exemplar des Buches gibt, das bei der Parcours-Ausstellung des Fachbereichs Design – der Münster School of Design (MSD) – von Kindern bereits sehr gut angenommen wurde, soll sich ändern: Im kommenden Jahr plant Wand, sich stärker auf ihre Selbstständigkeit zu konzentrieren. Dazu gehören der Ausbau ihrer Social-Media-Kanäle, der Aufbau eines eigenen Shops und natürlich die Suche nach einem geeigneten Verlag, um das Buch zu veröffentlichen. Damit könnte sie nicht nur ihren eigenen Weg als Illustratorin weitergehen, sondern auch eine wichtige Lücke im Bereich der Inklusion schließen.