Vom Standard zur attraktiven Option

Wirft man einen Blick in das geräumige, strukturierte Büro von Robin Ganninger in unserer Hochschule, fallen verschiedene Zonen sofort ins Auge: für Besprechungen, fürs Arbeiten am Schreibtisch, für kreative Prozesse. Eine schalldichte Telefonzelle fällt dabei besonders auf. Ganninger teilt sich nämlich das Büro mit weiteren Teammitgliedern, unter anderem Prof. Dr. Torben Bernhold, der seine Promotion vonseiten der FH Münster begleitet. Sein Doktorvater an der Technischen Universität (TU) Darmstadt ist Prof. Dr. Andreas Pfnür.

An der FH Münster hat der 28-Jährige auch seinen Masterabschluss im Immobilien- und Facility Management, jetzt Immobilienmanagement, gemacht. Ganningers Dissertationsthema ist nun, allgemein gesagt, die Zukunft von Büros. Im Raum steht die Frage, wie sich die „New Ways of Working“ (NWW) auf die Anforderungen an Büros auswirken und welche Schlussfolgerungen sich sowohl für Nutzende als auch Unternehmen ergeben.

NWW beschreiben in der einschlägigen Literatur die zunehmende zeitliche und räumliche Flexibilität des Arbeitens, die mit neuen Strukturen der Arbeitsorganisation und dem Angebot offener, frei zugänglicher Arbeitsflächen einhergehen. „Dieser Wandel hat dem Büro eine neue Rolle verliehen. Es ist für viele Menschen vom Standard zur Option geworden, für die man sich entscheiden kann, jedoch nicht muss“, sagt Ganninger. Noch habe das Firmenbüro seine endgültige Rolle in der hybriden Arbeitswelt nicht gefunden, was sich auch an der Unsicherheit von Unternehmen im Umgang mit ihren Büroflächen zeige.

Positive Einstellung zum Büro
Warum Menschen ins Büro gehen und welche Präferenzstrukturen diese Entscheidung beeinflussen, hat Ganninger in seinem ersten Paper untersucht. Durch Anwendung eines psychologischen Modells, der Theorie des geplanten Verhaltens, ließ sich der Bürobesuch erklären. Es zeigte sich, dass es Unternehmen gelingen muss, eine positive Einstellung gegenüber dem Bürobesuch zu erzeugen. Die Eignung der Arbeitsumgebung für Kommunikation und Kooperation erwies sich hierfür als der einflussreichste Faktor. „Die gesammelten Erkenntnisse geben nicht nur Aufschluss über die Entscheidungs- und Verhaltensmuster in Bezug auf den Bürobesuch, sondern bieten auch konkrete Ansatzpunkte für die weitere Forschung.“

Wohlbefinden und Produktivität fördern
Aktuell ist der zweite Themenblock in Arbeit. Darin geht es um die räumlichen Anforderungen an aktivitätsorientierte Arbeitsflächen. „Im Grunde haben wir in unserem Büro mit den verschiedenen Zonen die Prinzipien des aktivitätsorientierten Arbeitens angewendet“, erzählt Ganninger. Solche Flächen, die Nutzende flexibel je nach Aufgabe wählen, sollen die Kreativität und Leistungsfähigkeit fördern. Wie die individuellen Teilflächen gestaltet sein sollten, damit Mitarbeitende sich dort wohlfühlen und produktiv sein können, ist Thema des zweiten Blocks.

Vereinbarkeit schaffen
Im dritten Themenblock wird Ganninger untersuchen, wie Bedürfnisse von Mitarbeitenden und unternehmerische Interessen in Bezug auf Büroflächen miteinander in Einklang gebracht werden können. „Durch die NWW wird das Arbeiten freier, starre Regelungen fallen weg. Gleichzeitig müssen bestimmte Verhaltensweisen eingehalten werden, damit unterschiedliche Interessen im Gesamtkontext der Organisation vereinbar bleiben“, erläutert Ganninger. Aufbauend auf den Erkenntnissen der ersten beiden Themenblöcke sollen hier verhaltensökonomische Ansätze Anwendung finden, um eine Balance zu schaffen. „Damit entsteht ein Instrument, mit dem die effiziente Nutzung hybrider Arbeitswelten in der Praxis unterstützt werden kann“, so der Promovend.

Dieser Artikel ist in der Sommersemester-2024-Ausgabe des FH-Magazins fhocus auf den Seiten 10 und 11 erschienen.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken