Nach ihrer Verabschiedung in den Ruhestand freut sich Marianne Ammann auf den neuen Lebensabschnitt. (Fotos: FH Münster/Anne Holtkötter)

(30. September 2021). Vor 45 Jahren hat Marianne Ammann als Studentin an unserem Fachbereich angefangen. Nach dem Diplom war sie einige Jahre in der Suchtberatung tätig. Dann ist sie als Fachlehrerin zurückgekehrt und hat über drei Jahrzehnte lang in unserem Studiengang Soziale Arbeit gelehrt. Nun ist sie in den Ruhestand verabschiedet worden. Wir haben mit ihr über ihre Zeit an der FH Münster und ihre Pläne für den neuen Lebensabschnitt gesprochen.

 

Frau Ammann, was hat Sie damals dazu bewogen, Soziale Arbeit zu studieren?

Das hat sich erst nach und nach so ergeben. Tatsächlich komme ich aus eher einfachen Verhältnissen und habe mich ganz langsam hochgearbeitet. Nach dem Realschulabschluss habe ich zuerst eine Ausbildung als Erzieherin gemacht und dann einige Zeit im Kindergarten gearbeitet. Ich habe aber schnell gemerkt, dass es das nicht ist und mich zum Fachabitur entschlossen. Mit Unterstützung durchs BAföG, was es ja zu dem Zeitpunkt noch gar nicht lange gab, konnte ich dann auch studieren. Da mich Soziale Arbeit schon immer fasziniert hat, fiel die Entscheidung schnell auf diesen Studiengang.

 

 

Wenn Sie Ihr eigenes Studium der Sozialen Arbeit mit dem heutigen Studium vergleichen: Welches sind die größten Unterschiede?

Als ich studiert habe, waren wir in viel größerem Ausmaß politisch interessiert als die heutigen Studierendengenerationen. Wir haben jedes Seminar zum Diskutieren genutzt. Schon im ersten Semester haben wir eine Initiative gegründet, um über die Studienbedingungen und Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren. Ich finde es schade, dass die Studierenden heute eher weniger politisch interessiert sind und habe sie immer dazu ermuntert, sich stärker politisch zu engagieren. Denn das Berufsfeld der Sozialen Arbeit hat ja eine politische Dimension: Viele Probleme der Adressat*innen Sozialer Arbeit sind gesellschaftlich verursacht!

Ein anderer großer Unterschied ist, dass die Soziale Arbeit in den vielen Jahren einen großen Schub in Richtung Professionalität gemacht hat, was mich wirklich freut. Früher gab es nur wenig Lehrende, die tatsächlich selbst aus der Sozialen Arbeit kamen. Mittlerweile hat sich die Soziale Arbeit als eigenständige wissenschaftliche Disziplin etabliert und dementsprechend gibt es auch zunehmend Professor*innen, die dieses Fach selbst studiert haben.

 

Gibt es etwas, was Ihnen aus Ihrer Tätigkeit hier am Fachbereich besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich habe mich immer sehr wertgeschätzt gefühlt. Die Kolleg*innen und auch die Studierenden waren immer offen und sehr interessiert an meinen Erfahrungen aus der Praxis und Ideen als Berufsrollenträgerin. Wir als Gruppe der 'lehrenden Sozialarbeiter*innen' haben den professoralen Kolleg*innen nicht nur zugearbeitet, sondern hatten unser ganz eigenes Lehrgebiet und viele Freiheiten. Es war schon toll.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten in Ihrem neuen Lebensabschnitt?

Die letzten Jahre waren auch aus persönlichen Gründen sehr herausfordernd für mich. Jetzt bin ich froh, keine Verpflichtungen mehr und endlich mehr Zeit für mich und meine Familie zu haben. Für mein Singen im Chor, meine ersten künstlerischen Malversuche und Sport ist nun endlich genügend Zeit vorhanden. Meine beiden Söhne haben mich bereits mit vier Enkelkindern beschenkt und ich freue mich darauf, mich noch intensiver um sie kümmern zu können. Letztens war ich mit dem Jüngsten zum Beispiel beim Babyschwimmern, aber ob das auf Dauer wirklich etwas für mich ist, weiß ich noch nicht...

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