Rahmenbedingungen

Die Studie wird organisiert durch die FH Münster (Prof. Dr. Anke Kohmäscher) und die Uniklinik RWTH Aachen (Prof. Dr. Stefan Heim). Weiterhin besteht das Projektteam aus der Projektkoordinatorin Dr. Annika Primaßin, den beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Sabrina Heiler und Patricia da Costa Avelar sowie zwei studentischen Hilfskräften. Finanziert wird PMS KIDS über den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA). Der Förderzeitraum geht über 3,5Jahre von Oktober 2018 bis März 2022.

Ziel

Ziel von PMS KIDS ist es, die Wirksamkeit der Stottertherapie KIDS (Sandrieser & Schneider, 2015) bei 7-11jährigen Kindern zu untersuchen. Wirksamkeit bedeutet hierbei, dass wir uns nicht nur für Veränderungen der Sprechflüssigkeit sondern auch des Befindens interessieren.

Hintergrund

Die 2016 veröffentlichte Leitlinie für Redeflussstörungen (DGPP, 2016) hat gezeigt, dass die Evidenzlage für bestehende Verfahren in der Stottertherapie sehr uneinheitlich ist. Für den in Deutschland häufig eingesetzten Ansatz der Stottermodifikation sind die wissenschaftlichen Nachweise über die Wirksamkeit derzeit unzureichend. Insbesondere für stotternde Grundschulkinder liegen in Deutschland, aber auch international, so gut wie keine Wirksamkeitsstudien vor. Dies ist auch deshalb kritisch, da in dieser Altersgruppe die Wahrscheinlichkeit, das Stottern zu überwinden, zunehmend sinkt und effektive Behandlungen sehr bedeutsam sind.

Stottertherapie KIDS

KIDS ist ein direktes Therapieverfahren der Stottermodifikation und wurde von Peter Schneider und Patricia Sandrieser entwickelt. KIDS zielt primär auf einen Abbau der Sekundärsymptomatik (z.B. Vermeideverhalten oder Mitbewegungen bei Stottern) und psychischer Reaktionen auf Stottern, so dass ein lockeres, anstrengungsfreies Stottern etabliert werden kann. Es wird davon ausgegangen, dass Kinder dadurch eine Remission leichter erreichen können. KIDS besteht in zwei ähnlichen Varianten für Vorschulkinder (Mini-KIDS) und für Grundschulkinder (Schul-KIDS). Das dieser Studie zu Grunde liegende Schul-KIDS beinhaltet mehrere aufeinanderfolgende Phasen:

  1. Informations- und Vertragsphase
  2. Desensibilisierung
  3. Identifikation
  4. Modifikation und
  5. Generalisierung

Die Autoren empfehlen für die ambulante Anwendung von Schul-KIDS mindestens 1x wöchentlich eine 45-minütige Therapiesitzung.

Ablauf der Studie

An der Studie teilnehmende Kinder erhalten die gleiche Stottertherapie nach dem Ansatz KIDS, die sie auch ohne Studienteilnahme erhalten würden. Als einzigen Unterschied überprüfen wir über einen Zeitraum von einem Jahr zu verschiedenen Zeitpunkten, nämlich vor der Therapie, nach 3 Monaten, 6 Monaten und 12 Monaten, die Veränderungen, die sich durch die Therapie ergeben.

Als Besonderheit dieser Studie beginnt eine zufällig ausgewählte Hälfte der Kinder ihre Therapie nach einer Wartezeit von 3 Monaten. Damit können wir die Veränderungen bei den Therapiekindern mit den Wartekindern nach 3 Monaten vergleichen und bessere Aussagen über die Wirksamkeit von KIDS treffen.

Studiendesign von PMS KIDS

Studienmessungen

Die Studienmessungen zur Überprüfung der Wirksamkeit sind für jeden Zeitpunkt identisch und finden in der Einrichtung statt, in der das Kind behandelt wird. Eine Projektmitarbeiterin führt mit dem Kind ein 10-15minütiges Gespräch, welches auf Video aufgezeichnet wird. Falls das Kind bereits lesen kann soll es zusätzlich einen ca. einseitigen Text vorlesen. Beide Sprechproben werden für die spätere Auswertung anhand des SSI-4 (Stuttering Severity Instrument; Riley, 2008) genutzt. Im Anschluss wird der OASES-S (Fragebogen zur Erfassung der Erfahrungen von stotternden Kindern; Euler et al., 2016) bei dem Kind abgenommen. Zum Abschluss werden die Eltern gebeten, den aktuellen Schweregrad des Stotterns Ihres Kindes auf einer Skala von 1-10 einzuschätzen. Insgesamt dauert jede Untersuchung maximal eine Stunde. Aufgrund der Corona-Pandemie finden diese Studienmessungen zum Teil in Präsenz und zum Teil online statt.

Stottersymptome können sowohl zeitlich als auch situativ sehr unterschiedlich ausgeprägt auftreten. Daher werden die Eltern zusätzlich gebeten, zu jedem Messzeitpunkt das Sprechen ihres Kindes im Alltag aufzuzeichnen: einmal in einem Gespräch mit den Eltern zu Hause und einmal in einem Gespräch mit einem nicht-verwandten Erwachsenen an einem anderen Ort.

TeilnehmerInnen

An der Studie sind 35 SprachtherapeutInnen aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt. Diese behandeln in sprachtherapeutischen Einrichtungen u.a. stotternde Kinder. Für PMS KIDS konnten 73 stotternde Kinder zwischen 7 und 11 Jahren gewonnen werden, die in den Praxen behandelt wurden bzw. werden und evaluiert werden.

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