Laura Nohs abrupter Abschied aus Helsinki

Am Hauptbahnhof in Münster startete Laura Noh in ihr Auslandssemester, das sich völlig unerwartet entwickelte. (Foto: FH Münster/OEF)

Als Laura Noh Anfang Januar neugierig und aufgeregt ins Auslandssemester aufbrach, ahnte niemand, dass es so enden würde. "So spontan habe ich noch keinen Flug gebucht", sagt die Oecotrophologie-Studentin.

Ihre Wahl war auf die englischsprachige Laurea University of Applied Sciences in Finnland gefallen. Ein Gefühl von Freiheit und Vorfreude stellte sich ein, als sie in Helsinki ankam. Corona - das war zu diesem Zeitpunkt für die meisten, auch für die Gaststudentin aus Deutschland, zunächst nur ein Thema von vielen aus den Nachrichten. Ein Virus, das weit weg war.

Laura Noh stellte sich sehr schnell auf das neue Hochschulleben um. "Die Lehre war verschulter und interaktiver", erzählt sie. Der dortige Studiengang Hospitality Management passte gut zu ihrem gewählten Schwerpunkt Dienstleistungs- und Verpflegungsmanagement. Sie fand schnell neue Kontakte unter einheimischen und inter-nationalen Studierenden. Im Februar machte sie noch den ersehnten Ausflug ins eisige Lappland, um die Polarlichter zu sehen. "Das war definitiv eines der Highlights", sagt sie, "einfach großartig."

Dann ging alles sehr schnell. Die Nachrichten zur Coronalage in Österreich und Italien erreichten sie. Auch in ihre Hochschule schlich sich die Nervosität ein. Sie hörte, dass asiatische Studierende mit dummen Kommentaren zu kämpfen hatten. Mitte März entschied ihre Gasthochschule, die Türen zu schließen. Alle Seminare fanden von da an nur noch online statt. "Das hat bis auf ein paar kleine Pannen reibungslos geklappt", berichtet die Münsteranerin. Allerdings schrumpfte die Gruppe der Gaststudierenden immer mehr, weil sie entweder freiwillig abreisten oder nach Hause beordert wurden.

Lockdown dort oder hier?

Laura Noh musste abwägen: Helsinki verlassen oder bleiben und online das Erasmus-Studium fortsetzen? Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), der das Erasmus-Programm für Deutschland organisiert, machte keine Vorgaben. "Dann doch vielleicht nach Hause?", überlegte sie.

Die damals 21-Jährige war sich genauso unschlüssig wie ihre zwei Kommilitonen aus Münster, Matthias Twickeler und Jana Westermann, die zur selben Zeit in Helsinki waren. Laura Noh telefonierte mit Ute Krützmann, der Koordinatorin für Internationales am Fachbereich Oecotrophologie ∙ Facility Management. Sie riet ihr, in dieser unberechenbaren Situation nach Hause zu kommen, je früher, desto besser.

Immer mehr Länder schlossen jetzt ihre Grenzen. "Angst, in Finnland hängenzubleiben, hatte ich nicht." Sie vertraute darauf, dass sie als Bürgerin des Landes früher oder später auch wieder nach Deutschland einreisen durfte. Ob sie Angst vor dem Virus hatte? "Ich glaube, ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken." Jetzt musste es schnell gehen. Denn das Fliegen wurde immer komplizierter. Gecancelt, ein Flug nach dem anderen. Zwischenlandlungen stellten sich als Problem dar. Mit Matthias Twickeler und Jana Westermann suchte sie nach Flügen. Und tatsächlich: Am 18. März ging ein Direktflug von Helsinki nach Berlin. "Ich glaube es erst, wenn wir im Flugzeug sitzen", sagte sie zu ihren zwei Begleitern. Es klappte.

Kein verlorenes Semester

Der DAAD brachte dann schließlich eine dritte Option ins Spiel: Erasmus-Studierende, die ihre Gasthochschule verlassen hatten, konnten zu Hause das Semester online abschließen. Von Münster aus führte sie ihre Seminare zu Ende und legte die Prüfungen online und per Videochat ab. Dieses abenteuerliche Semester endete am 31. Mai. Was die Studienleistungen angeht, war es also kein verlorenes Semester.

"Es war aber schon schade, dass ich mich so abrupt von meinen neuen Freunden verabschieden musste", sagt Laura Noh. Außerdem wäre sie auf den Sommer in Skandinavien neugierig gewesen. Nach Semesterende wollte sie eigentlich die Länder im Norden Europas bereisen. "Dennoch bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich in den zweieinhalb Monaten gemacht habe." Mit einigen aus dem Semester bleibt sie in Kontakt. Corona habe dazu geführt, dass alle - emotional - etwas enger zusammengerückt seien.

Dieser Artikel in der Ausgabe 37 des FH-Magazins fhocus im Wintersemester 2020/21 erschienen.

Erasmus Days an der FH Münster vom 12. - 16.10.2020

Das International Office veranstaltet für Studierende der FH Münster die Erasmus Days zu Auslandsaufenthalten während des Studiums. So berichten etwa am 13.10. Studierende von ihren Erfahrungen und am 14.10. gibt es ein Erasmus-Quiz, bei dem es unter anderem einen FH-Rucksack zu gewinnen gibt.

Infoveranstaltungen zum internationalen Semester für OEF-Studierende

Für Studierende des Fachbereichs Oecotrophologie · Facility Management (OEF) bietet Ute Krützmann Online-Infoveranstaltungen an. In der maximal einstündigen Zoom-Konferenz wird sie diese Fragen klären und individuelle beantworten.

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