Valentin Thurn
Der Regisseur und Autor Valentin Thurn war zu Gast an der FH Münster. (Foto: Brigitta Leber)

Münster, 30. November 2018 | Er habe keinen Film mitgebracht, sagte Valentin Thurn mit einem Lächeln. Der Regisseur aus Köln, der mit Dokumentationen wie "Taste the Waste" und "10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?" bekannt geworden ist, hatte stattdessen sein neues Buch "Genial lokal - So kommt die Ernährungswende in Bewegung" im Gepäck.

Prof. Dr. Guido Ritter von der FH Münster hatte den Autor an die Hochschule eingeladen, um mit Studierenden des Fachbereichs Oecotrophologie · Facility Management und Gästen über die Inhalte des Buches zu diskutieren. Thurn und zwei Mitautorinnen plädieren darin für eine Wende.

Heimische Lebensmittel

Etwa 50 Prozent der Bioware, womöglich auch noch in Plastik verpackt, komme aus dem Ausland - mit weiten Transportwegen. Bei den konventionellen Lebensmitteln sei es ein noch höherer Anteil. "Weltweit werden 40 Prozent der Klimaschäden durch die Ernährung verursacht", so Thurn. Er führte weiter aus, dass die industrialisierte Landwirtschaft nicht zukunftsfähig sei, wenn man etwa an die Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit, andere Umweltschäden und soziale Folgen denke und sie ins Verhältnis zum Ertrag setze. Was ihn bei seinen Recherchen sehr überrascht habe: Kleinbauern erzielten mehr Ertrag pro Hektar als die industrialisierte Landwirtschaft. Dort, wo Konzerne das Saatgut besitzen, seien sie von Armut bedroht.

Thurn stellte klar: Seine Position sei nicht, grundsätzlich auf Lebensmittel wie Bananen und Kaffee verzichten zu wollen, die es nun mal nicht mit regionaler Herkunft gibt. "Es geht mir darum, dass die Grundversorgung regional und national sichergestellt werden kann."

Ernährungsrat auch in Münster

Er habe geschaut, welche Lösungsansätze es auf der Welt gibt, und sei auf die Food Policy Councils unter anderem in den USA, Kanada und Brasilien gestoßen. In Deutschland entstehen sie derzeit als "Ernährungsräte". Die zivilgesellschaftliche Bewegung macht sich dafür stark, die Ernährung zu relokalisieren, indem sie regionale Produzenten und Konsumententen vernetzt und in einen Dialog mit der Lokalpolitik tritt.

Im Verlauf der Diskussion stellte sich heraus, dass auch in Münster ein Ernährungsrat in der Entstehung ist. Das Treffen zur Bündelung der Initiativen, unter ihnen Slow Food Youth Münster, sollte just im Anschluss an Thurns Vortrag an der Hochschule stattfinden.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken