Innovatives Beratungsprojekt in NRW: Stipendien als Chance für Zugewanderte

In einem Beratungsprojekt an der FH Münster untersucht Hebba Gazarin, wie die Stipendienlandschaft für promovierende Bildungsaufsteiger*innen zugänglicher gemacht werden kann. Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit stellen wir das Projekt vor.

Welchen Effekt haben Stipendien für den Bildungserfolg von Promovierenden mit Migrationsvorgeschichte? Und wie können die Begabtenförderungswerke in Nordrhein-Westfalen diese Zielgruppe besser erreichen? Diesen Fragen geht Hebba Gazarin am Fachbereich Sozialwesen in einem Beratungsprojekt für das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKJFGFI NRW) nach.

Die Stipendienlandschaft in Deutschland ist breit gefächert: Viele private Stiftungen, aber auch Unternehmen fördern talentierte Studierende und Promovierende – finanziell und ideell. Weitere große Stipendiengeber sind die sogenannten Begabtenförderungswerke, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mitfinanziert werden. Stipendien sollen einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten. Doch oft fehlt insbesondere Bildungsaufsteiger*innen und Studierenden mit Migrationsvorgeschichte das Wissen über die Möglichkeiten der Förderung, sodass sie nicht von der Unterstützung profitieren. Unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Sebastian Kurtenbach untersucht Gazarin, wie die Stipendienlandschaft weiterentwickelt werden kann, um sie für zugewanderte Studierende und Promovierende zugänglicher zu machen.

„Der Fokus meiner Untersuchung liegt auf Promotionsstipendien. Grundsätzlich sind Bildungsaufsteiger*innen mit Migrationshintergrund, die ein Stipendium erhalten, unterrepräsentiert. Für sie ist es oft schon eine hohe Hürde, sich überhaupt für ein Stipendium zu bewerben. Sie sind unsicher, was sich hinter Anforderungen wie überdurchschnittlichen Leistungen oder ehrenamtlichem Engagement konkret verbirgt oder zweifeln daran, ob sie die Auswahlkriterien erfüllen“, erläutert die wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Eine niedrigschwellige Ansprache der potenziellen Stipendiat*innen spielt daher für den Zugang zu Stipendien eine wichtige Rolle. Wie Förderwerke in anderen europäischen Ländern für ihre Stipendien werben und inwiefern sie Zugewanderte damit erreichen, wird Gazarin im Rahmen des Projekts vergleichend untersuchen. Anschließend will sie die Auswahl- und Bewerbungsverfahren deutscher Begabtenförderungswerke mit Hilfe von Interviews in den Blick nehmen und analysieren, welche Kriterien bei der Auswahl der Stipendiat*innen besonders zum Tragen kommen.

„In einem weiteren Schritt werden wir Promovierende mit Migrationsvorgeschichte, die ein Stipendium haben, zu ihren Erfahrungen befragen und diese mit einer Kontrollgruppe ohne Stipendium vergleichen. Der Forschungsstand zeigt, dass Stipendien einen Effekt auf den Bildungserfolg von zugewanderten Promovierenden haben, aber es ist noch unklar, in welchem Abhängigkeitsverhältnis dieser Effekt zu anderen Einflussfaktoren wie der familiären Unterstützung steht. Das wollen wir im Rahmen des Beratungsprojektes näher untersuchen.“ Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen dann in konkreten Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der Förderlandschaft in NRW münden.

Über das Projekt
Das Beratungsprojekt „Stipendien als Chance für Zugewanderte“ unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Sebastian Kurtenbach läuft von April 2023 bis März 2026 und wird vom MKJFGFI NRW finanziert.

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