Wenn Eltern sich trennen: Über 100 Fachkräfte beim Fachtag Trennungs- und Scheidungsberatung an unserer Hochschule

Trennungen und Scheidungen fordern Familien in hohem Maße heraus. Wie Fachkräfte der Sozialen Arbeit Betroffene in dieser Situation gelingend unterstützen können, stand im Mittelpunkt eines interdisziplinären Fachtags an unserer Hochschule.

Die Trennungs- und Scheidungsberatung (TSB) unterstützt Eltern dabei, in Partnerschaftskrisen Lösungen zum Wohl der gemeinsamen Kinder zu finden. Zum Zeitpunkt der Beratung sind Konflikte jedoch oft schon so verschärft, dass besonderes Vermittlungsgeschick gefragt ist. Welche Faktoren tragen dazu bei, dass die TSB sowohl von Sozialarbeiter*innen als auch von Betroffenen als gelungen wahrgenommen wird? Zu dieser Frage kamen mehr als 100 Fachkräfte aus Jugendämtern und Beratungsstellen im Hörsaal auf dem Leonardo-Campus zusammen.

In seinem Eröffnungsvortrag gab Prof. Dr. Matthias Berg von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) einen Überblick über die Angebote sowie die gesetzlichen Grundlagen der TSB in Deutschland. „Eltern, die in einer Trennungssituation Rat suchen, wissen häufig nicht, dass sie sich kostenlos beraten lassen können. Oft geht der erste Gang dann direkt zum Anwalt. Die Trennungs- und Scheidungsberatung versucht dabei zu unterstützen, frühzeitig außergerichtliche und einvernehmliche Lösungen zu finden“, erläuterte Berg.

Im Anschluss stellte Prof. Dr. Laura Best von unserer Hochschule zentrale Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt vor, in dem Fachkräfte und betroffene Eltern zu ihren subjektiven Erfahrungen befragt wurden. Die Fachleute schilderten langjährige, stark zerstrittene Beziehungen als besonders herausfordernd. In solchen Situationen falle es schwer, den Blick der Eltern auf das Wohlergehen der Kinder zu lenken. „In Bezug auf das Gelingen der Trennungs- und Scheidungsberatung sind sich Fachkräfte und Betroffene in vielen Aspekten einig. Sie wünschen sich zum Beispiel mehr Zeit in der Beratung. Zudem herrscht Einvernehmen darüber, dass der Start in die Beratung oft zu spät kommt und Informationen über Anlaufstellen zu wenig zugänglich sind“, sagte Best. Dabei sei der Zeitpunkt, zu dem Eltern über ihren Anspruch auf Beratung informiert werden, sehr relevant für den Konfliktverlauf: „Oft werden Unterstützungsangebote erst bekannt, wenn der Konflikt schon sehr verhärtet ist. Die Betroffenen haben dann vielfach bereits Erfahrungen des Scheiterns in Einigungsversuchen gemacht und sind dadurch wenig zuversichtlich in Hinblick auf eine gemeinsame Lösungsfindung.“

Um die Wege zwischen den Anlaufstellen für Betroffene möglichst kurz zu halten, seien fachlicher Austausch und Netzwerkarbeit extrem wichtig, so Best weiter. Viel Gelegenheit dafür boten im Anschluss an die Vorträge eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen von Jugendämtern, freien Trägern und dem Amtsgericht Münster sowie mehrere Kurzworkshops am Nachmittag. Der Fachtag wurde organisiert vom Referat Weiterbildung am Fachbereich Sozialwesen unserer Hochschule in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

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