Prof. Michael Krämer von der FH Münster
Der Psychologe Prof. Dr. Michael Krämer ist Hochschullehrer und Dekan des Fachbereichs Oecotrophologie · Facility Management (OEF) an der FH Münster. (Foto: FH Münster/OEF)

Münster, 25. Februar 2022 | Als wir zu Beginn des Jahres 2020 mit den Auswirkungen der Coronapandemie konfrontiert wurden, wusste niemand zu sagen, wann der Alltag zurückkehren wird. Aktuell nähern wir uns wieder der Situation vor dem Ausbruch der Pandemie. Ein Zwischenruf aus psychologischer Perspektive von Prof. Dr. Michael Krämer:

Nach zwei Jahren mit gravierenden Einschränkungen taucht ein Silberstreif am Horizont auf. Es besteht Hoffnung, dass im Frühjahr 2022 viele Verbote aufgehoben werden. Jedoch bleibt die Ungewissheit, wie viele "Coronawellen" noch kommen werden. Neue Mutationen des Virus scheinen sicher und über deren Gefährlichkeit kann heute niemand eine Aussage machen.

Der soziale Druck hat jedoch deutlich zugenommen, die vielen Einschränkungen fallen zu lassen. Wenn es zu Demonstrationen kommt, ist dies nur die Spitze des Eisbergs. Beispielsweise wurden in Großbritannien bei einer 7-Tage-Inzidenz von circa 1.000 alle Schutzmaßnahmen aufgehoben, obwohl nach wie vor vulnerable Personen schwer an Covid-19 erkranken und viele daran sterben. Da verschiedene Staaten sehr unterschiedlich mit der Pandemie umgehen und selbst in verschiedenen Bundesländern Deutschlands die Vorgaben voneinander abweichen, schwindet das Vertrauen der Bevölkerung in die politischen Entscheiderinnen und Entscheider. Neben dem Schutz von Leben ist "Corona" längst zum Politikum geworden, ganz andere gesellschaftlich brisante Themen werden damit verknüpft. Eine Rückkehr zur Normalität wird nicht unbedingt eine Rückkehr zur gleichen Situation wie vor der Pandemie bedeuten. Wir werden sehen.

Welche Perspektiven ergeben sich für die FH Münster?

Die Hochschulleitung hat mitgeteilt, dass wir nach Ostern voraussichtlich wieder zur regelmäßigen Präsenzlehre zurückkehren können und die Beschäftigten wieder überwiegend ihre Arbeitsplätze in der Hochschule nutzen können. Was vor dem Ausbruch der Pandemie selbstverständlich war, hat jetzt hohen Nachrichtenwert. Spätestens im Mai und Juni könnte es wieder lebhaft in unseren Hörsälen und Seminarräumen werden!

Nicht alle sind davon begeistert. Bei einigen bleibt der Wunsch bestehen, zuhause zu studieren beziehungsweise ihrem Beruf nachzugehen. Es hat eine Gewöhnung an den Ausnahmezustand stattgefunden. Eine schrittweise Annäherung kann helfen.

An dieser Stelle sei die große Chance betont, in einer Präsenzhochschule wieder primär im persönlichen Kontakt lehren und lernen zu können. Die Begegnung und die direkte Kommunikation sind von unschätzbarem Wert verglichen mit rein medienvermitteltem Austausch. Die (zwangsläufig) erworbenen Lernfortschritte in der Nutzung von Medien und Onlinemethoden werden nicht verloren gehen und können den persönlichen Kontakt auch zukünftig sinnvoll ergänzen.

Bei aller Zuversicht sollte der Hinweis nicht überhört werden, dass die geplante Öffnung wieder zurückgenommen werden kann, wenn eine nächste Coronawelle kommt. Deren Auswirkungen können gemildert werden, wenn möglichst alle weitere Impfangebote nutzen werden. Es ist nicht nur der Schutz der eigenen Person, sondern auch ein Zeichen der Übernahme sozialer Verantwortung, dazu beizutragen, schwere Erkrankungen durch Covid-19 zu reduzieren. Heute fällt dies etwas leichter als vor zwei Jahren und vielleicht verschwindet das Coronathema tatsächlich eines Tages von den obersten Plätzen der Agenda.

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